"Spiegel" schießt auf die falschen Demonstranten

Opfer der Schießerei waren Aktivisten des Regierungslagers

Das Hamburger Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” veröffentlichte am 8. November 2007 auf seiner Internetseite den Bericht Schüsse bei Demo gegen Chávez.

Dort heißt es einleitend:

“Maskierte Männer haben in Venezuela bei Protesten gegen eine Verfassungsänderung auf Demonstranten geschossen. 80.000 Studenten forderten die Verschiebung des Referendums, das Staatschef Chávez noch mehr Macht geben soll.”

Weiter geht es im ersten Satz:

“Acht Menschen wurden bei den Demonstrationen in der Hauptstadt Caracas nach Behördenangaben verletzt, mindestens zwei von ihnen wurden angeschossen.”

Dem Text ist nicht zu entnehmen, wann welche Demonstrationen in der venezolanischen Hauptstadt stattgefunden haben sollen. Der Verfasser des Artikels bezieht sich auf Angaben der US-amerikanischen Nachrichtenagentur AP.

Eine Recherche in venezolanischen Medien hat folgendes ergeben:

Am Mittwoch zog eine Studentendelegation unter Führung von Yon Goicoechea vor das Oberste Gericht, um eine Verlegung des Verfassungsreferendums zu erreichen, das am 2. Dezember abgehalten werden soll. Diese Veranstaltung verlief Medienberichten zufolge friedlich.

Zu Gewaltausbrüchen kam es etwa gegen 20:00h Ortszeit in der Escuela de Trabajo der Universidad Central de Venezuela (UCV). Eine Gruppe Maskierter attackierte mit Feuerwaffen und Stöcken jene Studenten, die gerade Plakate für die Verfassungsreform zu klebten. Die Angegriffenen gehörten nicht zur Opposition, wie der “Spiegel” unterstellt, sondern zum Regierungslager. Sie verbarrikadierten sich in dem Gebäude, weil sie befürchteten, gelyncht zu werden. Zivilschutz und Uni-Feuerwehr befreiten die 120 Eingeschlossenen. Neun Personen wurden verletzt, vier von ihnen wiesen Schußverletzungen auf.

Laut venezolanischem Gesetz darf die Polizei das Universitätsgelände nur betreten, wenn der Rektor darum bittet. Deshalb verfügen die Universitäten über einen eigenen Sicherheitsdienst. Das Hamburger Magazin schreibt hierzu:

“Die Nationalgarde war während der Proteste vor dem Universitätsgelände postiert, griff jedoch nicht ein, als die Maskierten begannen auf die friedlich protestierenden Studenten zu schießen. Nach venezolanischem Recht darf die Nationalgarde das Universitätsgelände nur auf eine Bitte der Hochschule hin betreten.”

Wie der Staatsstreich vom April 2002 gezeigt hat, gehört es zum Repertoire der gewaltbereiten Oppositionskräfte, auf Demonstranten schießen zu lassen, weil sich so der Anlaß für einen Putsch schaffen läßt. Dieses Vorhaben wird in der Regel durch eine entsprechende Medienberichterstattung im In- und Ausland begleitet – auch das zeigt die Vergangenheit.