Nicaragua: Kommission für Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden legt vergleichende Analyse der Todeslisten vor

Fehler und Ungereimtheiten in den Berichten der CIDH und der ANPDH festgestellt

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Die Wahrheitskommission in Nicaragua legte ihren Vorbericht vor
Die Wahrheitskommission in Nicaragua legte ihren Vorbericht vor

Die Kommission für Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden (CVJP) in Nicaragua hat ihren Vorbericht (18/4 - 15/8), der insgesamt 269 Todesfälle als Folge der Krise angibt, mit den Berichten der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) und der Nicaraguanischen Vereinigung für Menschenrechte (ANPDH) verglichen, in denen namenlose Meldungen, doppelte Namen und Todesfälle außerhalb des Kontexts der Proteste enthalten sind.

Cairo Amador, Mitglied des CVJP, erklärte, dass der Vergleich unter Berücksichtigung der Initiative von Kardinal Leopoldo Brenes zustande gekommen sei, der die Delegierten der Regierung, der Wahrheitskommission und der nationalen und internationalen Menschenrechtsorganisationen aufgefordert hatte, die Daten zu sammeln und einen Konsens über die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit der sozio-politischen Krise anzustreben.

Das Kommissionsmitglied Jaime Lopez Lowery erklärte, dass es übereinstimmende Daten gebe, erklärte jedoch auch, dass manche Informationen noch verbesserungsfähig seien.

"Die Wahrheit ist schwer zu finden, denn wenn sie ans Licht kommt, mögen das viele Leute nicht", sagte Adolfo Jarquín, ein Mitglied von CVJP.

"Früher oder später müssen wir alle in der Realität ankommen. Mark Twain meinte, es gebe drei Arten von Lügen: Lügen, große Lügen und Statistiken. Der einzige Weg, wie die Statistiken eine reale Situation zum Ausdruck bringen können, ist die Betrachtung der Methodik und der Kriterien, die von verschiedenen Organisationen verwendet wurden“, fügte Amador hinzu.

Aufgeblähte Daten

Der CIDH-Bericht verzeichnet 212 Todesfälle, von denen 155 mit der CVJP-Liste übereinstimmen, während 34 außerhalb des Konflikts gestorben seien: 9 Raubüberfälle mit Bedrohung und anschließendem Tötungsdelikt, 6 Bandenkonfrontationen, 5 Opfer von Tötungsdelikten aufgrund von privaten Streitigkeiten, 5 Fälle von Unfalltod, 3 bei Verkehrsunfällen, 2 aufgrund von Eigentumsproblemen, 1 aufgrund von Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung, 1 Person war verletzt und nicht gestorben, 1 Todesfall aufgrund einer Naturkatastrophe und 1 Selbstmord.

13 Personen tauchen nicht in den gesetzlichen Aufzeichnungen der Mediziner auf und weitere 10 sind doppelte Nennungen der Namen von Opfern.

Das bedeutet, dass 27 Prozent der im CIDH-Bericht gemeldeten Todesfälle nichts mit dem Kontext der Krise und Auseinandersetzungen zu tun haben.

Der ANPDH-Bericht meldet (19/4 - 25/7) 448 Todesfälle, von denen 233 mit der CVJP-Liste übereinstimmen, während 105 außerhalb des Konfliktkontextes verstorben sind: 34 als Opfer von Raub mit Bedrohung und anschließendem Tötungsdelikt, 33 Opfer von Tötungsdelikten bei privaten Streitigkeiten, 10 aufgrund von Eigentumsproblemen, 7 aufgrund von Bandenzusammenstößen, 6 Fälle von Unfalltod, 6 bei Verkehrsunfällen, 3 aufgrund natürlicher Ursachen, 2 Täter bei Raub mit Bedrohung, 1 Opfer einer Schussverletzung, 1 Todesfall aufgrund von Diskriminierung wegen sexueller Orientierung, 1 Opfer von Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch und 1 Verletzter durch Schusswaffengebrauch.

57 Personen aus dem ANPDH-Bericht tauchen nicht in den rechtsmedizinischen Aufzeichnungen auf, 49 haben unbekannte Identitäten und 4 sind doppelte Opfernamen.

Aus dieser Statistik hatten fast 48 Prozent der von den ANPDH registrierten Todesfälle nichts mit der Krise und den Zusammenstößen zu tun.

Was CENIDH betrifft, eine weitere Menschenrechtsorganisation, sagte die Wahrheitskommission, dass ihr letzter Bericht in den ersten Tagen des Monats Mai verfasst worden sei. Darüber hinaus konnte aufgrund ihrer Ablehnung bzw. mangelnden Zusammenarbeit keine Kommunikation aufgebaut werden.

Das vollständige Dokument der Wahrheitskommission finden Sie hier