Massaker bei Spiegel-Online

Gestern veröffentlichte Spiegel-Online in seiner Video-Sektion einen Film vom kolumbianischen Militär.

Zu sehen ist eine Flusslandschaft in der Dämmerung. Ein kleines Motorboot mit fünf Personen fährt in das Bild. Plötzlich peitschen von allen Seiten Schüsse auf das Gefährt. Die Insassen versuchen sich durch einen Sprung ins Wasser zu retten, das Boot brennt. In der nächsten Szene liegen verrenkte Leichen am Flussufer.

Es ist eigentlich nicht üblich, dass sich das Militär damit brüstet, fünf Menschen ohne ersichtlichen Grund und ohne Vorwarnung erschossen zu haben. Deshalb bietet der Off-Ton eine Interpretation der Ereignisse, die darauf angelegt sein soll, das Geschehen zu rechtfertigen: Angeblich solle es sich um einen Fluss an der Grenze zwischen Venezuela und Kolumbien handeln. Angeblich seien die Insassen FARC-Guerilleros. Angeblich habe die kolumbianische Armee einen Waffenschmuggel aus Venezuela aufgedeckt.

Das alles kann niemand überprüfen. Ob die im Anschluss präsentierte Munition überhaupt aus dem brennenden Schiff geborgen wurde, kann bezweifelt werden. Aber selbst wenn die behaupteten Umstände so zutreffen sollten, bleibt die Frage, warum das Boot und die Besatzung nicht einfach aufgebracht wurden - lebend. Angesichts einer einzigen Maschinenpistole, die als Bewaffnung der angeblichen Guerilleros präsentiert wurde und keiner ersichtlichen Gegenwehr bei der Schießerei, erscheint der Vorgang absolut unverhältnismäßig.  

Was wir sehen, ist das Massaker an einer Schiffsbesatzung, die ohne Warnung zusammengeschossen wird. Da Massaker durch das kolumbianische Militär in deutschen Bezahlmedien normalerweise deutlich unterthematisiert sind, obwohl bei unserem wichtigsten Wirtschaftspartner der Region regelmäßig neue Massengräber entdeckt werden, können wir nur sagen: Danke SpOn! Selten wurde uns so drastisch vorgeführt, was das kolumbianische Militär unter "demokratischer Sicherheit" versteht.