Venezuela / Medien

taz sieht nur Realität der Rechten

Leserbrief zu "TV-Verstaatlichung in Venezuela - Nur noch Chávezovisión?" (taz – die tageszeitung, 22.07.2010)

Da hat Jürgen Vogt wieder zugeschlagen... Keine Ahnung von der Materie, aber schön aus allen rechten Medien die Propaganda abschreiben.

Globovisión ist keineswegs der einzige Oppositionssender in Venezuela, wie Vogt schreibt. Nach wie vor sind etwa 80 Prozent des Sendespektrums in den Händen kommerzieller Oppositionssender. Da hätte es genügt sich mit dem "Venezolanischen Medienobservatorium" in Kontakt zu setzen (im Übrigen eine Initiative von Le Monde Diplomatique).

Nun mag Globovisión der  Presse erzählen was es will, und die Rechte Propagandamaschinerie mag es auch übernehmen, aber müssen Vogt und die taz es auch tun? Ein Blick auf die Gesetze hätte gereicht... und so musste auch Globovisión zugeben, dass der Staat natürlich das Recht hat einen Vertreter in den Aufsichtsrat zu verschicken.

Quatsch ist auch die Behauptung der Globovisión-Teilhaber Zuloaga sei juristisch verfolgt worden, weil er "Luxusautos illegal gekauft und genutzt" habe. Sondern er hat als Teilhaber an einer Autohauskette Neuwagen illegal gehortet und die künstlich erzeugten Wartezeiten dazu genutzt die Preise zu erhöhen. Bei einer Durchsuchung seiner Villa wurden etwa 20 Neuwagen gefunden und außerdem zwei Räume voll mit illegalen ausgestopften Wildtieren, Fellen von Raubkatzen, Köpfen von ausgestorbenen Tieren usw. - ihn dann anzuklagen scheint kein besonderer Affront gegen die Pressefreiheit oder meint Jürgen Vogt oppositionelle Medienbesitzer sollten bei Verbrechen straffrei ausgehen?

Die Banco Federal hat übrigens etwa 750 Millionen Dollar illegal abgezogen und die Kunden leer ausgehen lassen, deswegen hat die Bankenaufsicht interveniert.

Herr Vogt leidet auch etwas unter verschobener Realitätswahrnehmung, wenn er schreibt, Chávez habe sich "in der vergangenen Woche mehrfach mit der katholischen Kirche angelegt". Doch die Aggression ging von Kardinal Urosa aus, der Chávez und die Regierung als "vergammelt" bezeichnete und denen er Vorwarf eine "kuba-marxistische Diktatur" in Venezuela einzurichten, gegen die Widerstand geleistet werden müsse.

Die gleiche katholische Kirche war auch am Putsch gegen Chávez 2002 beteiligt und behauptete nach der Schlammlawine in der Region Vargas 1999, bei der über 10.000 Menschen umkamen, diese sei die gerechte Strafe Gottes gewesen, weil versucht werde eine neue Verfassung zu verabschieden...

Die taz wäre gut damit beraten etwas ernsthafter zu berichten und Vogt an den Rheinischen Merkur oder Radio Vatikan zu verweisen, da wären seine Märchen gut aufgehoben.