Mexiko-Stadt. Die Regierung von Claudia Sheinbaum will in Mexiko Wasser der Marktlogik entziehen und als Gemeingut absichern. Vorgesehen sind ein neues Allgemeines Wassergesetz sowie Reformen des Nationalen Wassergesetzes (Ley de Aguas Nacionales). Ziel ist, illegale Entnahmen zu ahnden, Korruption in der Konzessionsvergabe zu beenden und den Zugang zu stärken. Sheinbaum betont, Wasser sei "Ressource der Nation". Konzessionsrechte dürften nicht verkauft oder übertragen werden. Bei einer Nutzungsänderung fallen sie an die Wasserbehörde Conagua zurück.
Der Entwurf soll die möglichen Sanktionen verschärfen: Unerlaubtes Abzweigen von Flussläufen, Manipulationen an Messgeräten und der illegale Transfer nationaler Wässer können mit bis zu zwölf Jahren Haft und Geldstrafen von über fünf Millionen mexikanische Pesos (circa 230.000 Euro) geahndet werden. Das markiert einen Bruch mit den Privatisierungskursen der 1990er Jahre. Der Handel mit Konzessionen zwischen Unternehmen, Verbänden und Privatpersonen entfällt. Über Volumen, Laufzeit und Nutzungszweck entscheidet künftig stärker der Staat. Sheinbaum kündigte an, die "neoliberale Sicht auf Wasser" zu überwinden und das Menschenrecht auf Wasser zu sichern.
Trotz Starkregen 2025 bestehen in vielen Regionen Trockenheitslagen, besonders im Norden Mexikos. Offizielle Stellen melden rund neun Prozent der Landesfläche in den Stufen D1–D4, das heißt mit einer Trockenheit von moderat bis extrem. In Mexiko-Stadt zeigen sich Leckagen, ungleiche Lieferintervalle und teures Tankwagenwasser, und auf dem Land sinken die Grundwasserspiegel. Der Wassermangel schürt Konflikte um Entnahmen und Abfüllung.
Nach dem Abkommen von 1944 liefert Mexiko Wasser an die USA. Die Bundesregierung setzt auf eine "schrittweise" Erfüllung. Organisationen wie Agua para Todos (Wasser für alle), das "Mexikanische Zentrum für Umweltrecht" (Cemda) und "Gründen" (Fundar) verlangen Transparenz und Abgleich mit ökologischen Mindestabflüssen, Klimarisiken und lokalen Bedürfnissen, und stärken damit den Ruf nach öffentlicher Kontrolle.
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Wasser- und Umweltorganisationen begrüßen das Ende des Konzessionshandels und Maßnahmen gegen den illegalen Wasserhandel. Dagegen warnen landwirtschaftliche Verbände und Bewässerungsdistrikte vor Überzentralisierung und verlangen Übergänge für Kleinbetriebe, etwa durch Beratung, effiziente Bewässerung, faire Gebühren. Cemda kritisiert unzureichende Beteiligung verletzlicher Gruppen sowie nicht gesicherte ökologische Mindestabflüsse und plädiert für stärkere lokale Mitsprache sowie öffentlichen Datenzugang.
Entscheidend wird für den Erfolg der Reform die Beteiligung von Kommunen und betroffenen Gemeinden an der Umsetzung sein. Ein öffentliches digitales Register der Wasserrechte mit Angaben zu Volumina, Laufzeiten, Nutzungszwecken und Sanktionen könnte dabei helfen. Ebenso wichtig erscheinen Investitionen in Leitungsnetze und Abwasserbehandlung, damit Wasser bei den Haushalten ankommt. Zudem könnten ohne klare Verfahren gegen illegale Abfüllungen und ohne Zugang zu relevanten Daten der Anspruch zu versanden drohen.
Der Kongress muss die Reformen nun beschließen. Conagua, Bundesstaaten und Kommunen sollen sie präzisieren. Ob dadurch Versorgungsgerechtigkeit entsteht, wird die Zeit zeigen. "Das Wasser soll wieder ein Gut der Nation sein und der Zugang zum Wasser ein Recht", so Sheinbaum.

