Kolumbianische Aktivistinnen von Global Sumud in Israel in Haft

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Hunderte Menschen versuchten die Blockade Israels im Gazagebiet zu durchbrechen, viele kamen in Haft.
Hunderte Menschen versuchten die Blockade Israels im Gazagebiet zu durchbrechen, viele kamen in Haft.

Bogotá/Tel Aviv. Am 2. Oktober haben israelische Streitkräfte in internationalen Gewässern die Flottille Global Sumud abgefangen. Der internationale Schiffskonvoi mit Aktivist:innen, Journalist:innen, Ärzt:innen und humanitärem Personal wollte Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen und gegen die von Israel verhängte Blockade protestieren.

Nach Angaben des kolumbianischen Außenministeriums befinden sich unter den Festgenommenen die kolumbianischen Aktivistinnen Manuela Bedoya Jaramillo und Luna Valentina Barreto Arango, die an Bord des Schiffes HIO reisten, eines von mehr als 40 Booten mit rund 470 Teilnehmenden aus verschiedenen Ländern.

Manuela Bedoya ist bekannt für ihre Arbeit in Projekten zur historischen Aufarbeitung, zur Wiederherstellung von Rechten und zur kollektiven Gesundheit. Luna Barreto ist Sozialpädagogin und engagiert sich in Bildungsprojekten mit palästinensischen Kindern und Jugendlichen.

Das kolumbianische Außenministerium berichtete, dass beide Frauen während ihrer Haft mindestens 48 Stunden lang keine Nahrung erhalten hatten. Ein Konsularbeamter in Tel Aviv besuchte das Haftzentrum und meldete schlechte Bedingungen. Die kolumbianische Regierung forderte Israel auf, eine menschenwürdige Behandlung, Zugang zu Wasser und Lebensmitteln sowie die Achtung der Menschenrechte während des Abschiebeverfahrens zu gewährleisten, das nach israelischem Recht nicht länger als 72 Stunden dauern darf.

Präsident Gustavo Petro bezeichnete die Festnahme als "internationales Verbrechen" und ordnete die Ausweisung der israelischen Diplomaten aus Kolumbien an. Zudem kündigte er rechtliche Schritte sowie die Aufkündigung des Freihandelsabkommens zwischen beiden Ländern an. Die israelische Regierung hat bislang nicht offiziell auf die Vorwürfe reagiert.

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Die israelische Marine erklärt, dass die Abfangaktionen von Flottillen mit der seit 2007 bestehenden Seeblockade zusammenhängen, die laut Israel verhindern soll, dass Waffenmaterial an die Hamas gelangt. Humanitäre Organisationen kritisieren dagegen, die Blockade verstoße gegen das Völkerrecht und verschärfe die humanitäre Krise in Gaza.

Der Vorfall ereignet sich vor dem Hintergrund einer zunehmenden diplomatischen Spannung zwischen Kolumbien und Israel. Im Mai 2024 hatte Petro die bilateralen Beziehungen abgebrochen und der israelischen Regierung "Völkermord" in Gaza vorgeworfen. Im September 2025 wiederholte er diese Anschuldigungen vor der UN-Generalversammlung und schlug die Gründung einer "Armee der Menschheit" vor, die eingreifen solle, wenn der Sicherheitsrat handlungsunfähig bleibt.

Die Global Sumud-Flottille wurde von internationalen Initiativen organisiert, um die humanitäre Lage in Gaza sichtbar zu machen und Hilfe zu leisten. Die Veranstaltenden erklärten, sie würden ihre Solidaritätsaktionen "auf friedlichem und zivilem Wege" fortsetzen.

Der Vorfall hat die außenpolitische Agenda der Regierung Petro neu belebt. Seine Haltung gegenüber Israel stärkt sein Ansehen in progressiven und sozialen Bewegungen. Jedoch werfen Kritiker:innen der Opposition ihm vor, Kolumbien diplomatisch zu isolieren und wirtschaftliche Interessen zu gefährden.