Washington/Kingston et al. US-Außenminister Marco Rubio hat Ende vergangener Woche Jamaika, Guyana und Surinam besucht. Dabei schlug er auch selbstkritische Töne für sein Land an. Die USA müssten ihre Außenpolitik "überprüfen" und es liege in ihrem nationalen Interesse, "eine sichere, stabile und prosperierende Karibikregion" zu haben.
Demnach müsse ihre Politik der letzten 20 Jahre überdacht werden, denn "sie hat die Chancen, die wir in engen Partnern gefunden haben, weitgehend ignoriert."
Man habe die vorhandenen Möglichkeiten oft vernachlässigt, so Rubio, und stattdessen "viel Zeit mit Problemen und mit Ländern und Politikern verbracht, die Schwierigkeiten verursachen." Er fügte in der Ansprache in seiner letzten Reisestation, Surinam, hinzu: "Wir werden das ändern" und es solle deutlich werden, dass es nützlich sei, "ein Freund, Verbündeter oder Partner der Vereinigten Staaten" zu sein.
In Vorbereitung auf diese Reise hatte wenige Tage zuvor das aus 15 Mitgliedern bestehende karibische Bündnis Caricom bei einer Dringlichkeitssitzung über eigene Reaktionen auf jüngste Ankündigungen und Maßnahmen der US-Regierung beraten, die sich negativ auf die Region auswirken könnten. Bereits Anfang März hatte sich der US-Sondergesandte für Lateinamerika und die Karibik, Mauricio Claver-Carone, in Washington mit ausgewählten Repräsentanten karibischer Staaten getroffen und ausgetauscht.
Nun heißt es aus dem US-Außenministerium zu Rubios Reise: "Die Gespräche von Außenminister Rubio mit unseren geschätzten Partnern in der Karibik förderten die regionale Zusammenarbeit zur Beendigung der illegalen Einwanderung, zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität, zur Stärkung regionaler Maßnahmen zur Bewältigung der politischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen Haitis und zur Stärkung der Wirtschaftspartnerschaften der Vereinigten Staaten mit den karibischen Ländern."
Bei der Reise ging es auch um zwei Staaten, die den USA offensichtlich "Schwierigkeiten verursachen": Kuba und Venezuela. Rubio, Sohn kubanischer Einwanderer, ist seit langem ein Verfechter einer aggressiven Kuba- und Venezuela-Politik und drängt darauf, dass die karibischen Länder ihre Beziehungen zu beiden Staaten reduzieren. Ein Angriffspunkt gegenüber Kuba ist dessen internationales Hilfsprogramm von medizinischen Brigaden. Diese sind in zahlreichen karibischen Ländern im Einsatz und unterstützen dort die meist unzureichende gesundheitliche Versorgung der armen Bevölkerung.
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Die Regierung von Donald Trump hatte angekündigt, allen Personen die Einreise in die USA zu verweigern, die mit dem kubanischen Medizinprogramm zusammenarbeiten, denn dieses sei eine Form von Ausbeutung und Sklaverei. Bereits im Vorfeld der Rubio-Reise wiesen karibische Staats- und Regierungschefs die Vorwürfe der Arbeitsausbeutung zurück und einige erklärten, sie würden lieber US-Visa aufgeben als die kubanischen Mediziner.
Angesichts der US-Wirtschaftsblockade gegen Kuba stellen die medizinischen Auslandsmissionen eine wichtige Devisenquelle für Kuba dar.
Beim Besuch von Rubio ging es auch um Öllieferungen aus Venezuela. Mehrere Karibikstaaten profitieren seit 2005 vom Petrocaribe-Abkommen, durch das sie von Venezuela Erdöl zu einem Vorzugspreis erhalten.
Rubio wurde deutlich, als es in Gesprächen in Guayana um die Ausbeutung von Rohstoffen ging, denn das Guyana-Suriname-Becken ist reich an Ölreserven. Beide Nachbarländer haben erste Schritte zur gemeinsamen Förderung unternommen. Venezuela reklamiert ein Teilgebiet seit langer Zeit für sich. Als Guyana dem US-Konzern Exxon Mobil im Dezember 2022 mehrere Ölfelder zur Ausbeutung überließ, verschärfte sich der latente Konflikt.
Kürzlich prangerte Caracas den Ausbau militärischer US-Einrichtungen an der Grenze zu Venezuela an. Am Donnerstag drohte Rubio für ein Fall einen "Eindringens" Venezuelas in die Küstengewässer mit einer Militärintervention: "Wir haben eine große Marine, die überall auf der Welt eingesetzt werden kann. Es wäre ein sehr schlechter Tag für sie."
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro erklärte daraufhin am selben Tag, Venezuela werde sich keiner "imperialen Einschüchterung unterwerfen".