Havanna. Wie der Stromversorger Unión Electrica bekannt gegeben hat, ist das kubanische Stromnetz in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 2:08 Uhr Ortszeit kollabiert, nachdem sich das Kraftwerk Antonio Guiteras unvorhergesehen notabgeschaltet hat. Damit erlebt Kuba den zweiten landesweiten Blackout innerhalb weniger Wochen, der nicht infolge eines Hurrikans verursacht wurde.
Die Wiederherstellung ging diesmal schneller vonstatten als bei den letzten Blackouts. In Havanna hatten am Mittwoch um 20 Uhr Ortszeit bereits 257.000 Kunden wieder Strom und in mehreren Provinzen gab es Mikrosysteme, die insgesamt bereits auf eine Leistung von 533 Megawatt kamen. Kurz darauf sollte das havarierte Kraftwerk Antonio Guiteras wieder gestartet werden.
Das letzte gemeldete Erzeugungsdefizit am Dienstag lag bei 1.596 Megawatt, was rund 50 Prozent des Bedarfs entspricht. Bei Werten in diesem Bereich reicht der Ausfall eines Kraftwerks, um das gesamte Netz mit sich zu ziehen.
Die Arbeiten zur Wiederherstellung sind angelaufen, in mehreren Provinzen gibt es wieder sogenannte Mikrosysteme, die lokale Stromkreise versorgen. Dabei werden Gesundheitseinrichtungen und Wasserpumpen priorisiert. Energieminister Vicente de la O’Levy erklärte, dass der Prozess "langsam und graduell" vorangehen werde, um Rückschläge zu vermeiden. Beim letzten nicht-Hurrikaninduzierten Kollaps des Stromnetzes am 18. Oktober dauerte die Wiederherstellung vier Tage.
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Diesmal ist die Ausgangslage jedoch etwas besser, da die Treibstoffsituation weniger kritisch ist als im Oktober. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hat Venezuela seine Erdöllieferungen im November von 28.000 auf 38.000 Barrel pro Tag erhöht.
Wie der Journalist Lázaro Manuel Alonso berichtet, wird während des Zeitraums der Wiederherstellung "die Arbeits- und Lehrtätigkeit im Land ausgesetzt". Arbeits- und Sozialministerin Marta Elena Feitó kündigte an, dass nur absolut unentbehrliche Tätigkeiten aufrechterhalten werden.
Kuba befindet sich seit mehreren Jahren in einer schweren Energiekrise, die sich in den vergangenen Monaten weiter zugespitzt hat. Neben dem Mangel an Treibstoff ist hierfür auch der schlechte technische Zustand der acht Großkraftwerke verantwortlich, von denen die 1988 errichtete Antonio Guiteras das jüngste und leistungsfähigste ist.
Wie bei den vorangegangenen Blackouts geht auch diesmal der Flugbetrieb weiter, da die internationalen Flughäfen des Landes über eigene Backupsysteme verfügen. Dies gab Transportminister Eduardo Rodríguez Dávila bekannt. Dem Minister zufolge können alle 70 für heute geplanten Ankünfte und Abflüge (davon 37 in Havanna) abgewickelt werden. Auch der interprovinzielle Zug- und Busbetrieb werde fortgesetzt.