Kolumbien / Kultur

Skandal um Reggaeton-Song in Kolumbien: Vorwurf der Sexualisierung von Kindern

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Das Foto publizierte Karol G zur Veröffentlichung des Liedes +57
Das Foto publizierte Karol G zur Veröffentlichung des Liedes +57

Bogotá. In Kolumbien sorgt das neue Reggaeton-Lied "+57" für heftige Diskussionen. Kritiker werfen dem Song vor, Drogenkonsum, die Narco-Kultur und sexualisierte Gewalt gegen minderjährige Mädchen zu verherrlichen.

Aufgrund des Drucks änderten die Musiker.innen Karol G, J Balvin, Maluma, Feid, Blessd, Ryan Castro und DFZM und Ovy On The Drums das Alter des besungenen Mädchens von 14 auf 18 Jahre.

Zuerst bezeichnete Martín Toro den Song im Musikmagazin Rolling Stone als "Desaster" und sieht darin eine Förderung des Sextourismus in Medellín.

Die internationale Debatte veranlasste Präsident Gustavo Petro, sich zum Inhalt zu äußern: "In jedem künstlerischen Genre gibt es Kunst, aber auch Ignoranz. Die Kunst währt langfristig, die Ignoranz währt eine Sekunde."

Die grüne Politikerin Carolina Giraldo Botero brachte die Debatte auf die politische Bühne. Sie kritisiert, dass die Künstler:innen mit dem Lied Kolumbiens internationales Image schädigen würden. Botero fordert, dass die Musiker "freiwillig" eine Weiterbildung über Kinder- und Jugendrechte beim kolumbianischen Familieninstitut absolvieren.

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Mario Mendoza, Sänger der Polit-Rockband Doctor Krápula, weist die Forderung zurück, dass Künstler einen Bildungsauftrag hätten. Er sagt jedoch: "Kein Künstler sollte erziehen, aber er sollte auch nicht für Pädophilie werben." Bei einem Konzert auf einem der größten Festivals Kolumbiens strahlte während ihres Konzertes eine Neonschrift "- 57, + Liebe".

Wie viele andere sieht auch Mendoza das Problem nicht nur in einzelnen Musikstücken oder Genres wie Reggaeton. Vielmehr kritisiert er eine gesellschaftliche Normalisierung der Sexualisierung von Kindern und fordert ein größeres Verantwortungsbewusstsein, vor allem von Stars mit internationalem Einfluss.

Karol G hat sich unterdessen öffentlich entschuldigt und eingeräumt, dass sie noch viel zu lernen habe.

Ryan Castro und Blessd hingegen haben in einem Video sogar noch provokativ auf die Kritik reagiert: Es sei ihnen "egal", und "wem der Track nicht gefalle, der müsse ihn sich ja nicht anhören". Dabei zeigen sie den Mittelfinger in die Kamera. Sie verwiesen auf den Erfolg des Songs, womit sie die Kritiker letztlich darin bestätigen, dass es ihnen ausschließlich um die Einnahmen gehe.