La Guajira. Die afrokolumbianische Gemeinschaft von Tabaco hat am Montag eine Protestaktion an der Eisenbahnlinie des Kohletagebaus El Cerrejón im Departamento La Guajira gestartet.
Um vier Uhr früh nahm die Gemeinde ihren Streik auf zur Mine führenden Bahngleisen auf. Sie wird von der Schweizer Firma Glencore betrieben. Laut Wikipedia ist Glencore plc "die weltweit größte im Rohstoffhandel und Bergwerksbetrieb tätige Unternehmensgruppe", El Cerrejón der größte Steinkohletagebau Lateinamerikas sowie einer der größten der Welt.
Die Gemeinde prangerte die Nichtbeachtung von Urteilen des Verfassungsgerichts zu ihren Gunsten an, die aufgrund der durch die Kohlemine verursachten Schäden ergangen waren. Seit der Räumung der Gemeinden im Jahr 2001 habe das Unternehmen weder eine Entschädigung gezahlt noch eine würdige Umsiedlung der enteigneten Familien durchgeführt, so die Streikenden.
Die Gemeinschaft fordert nun "nach 23 Jahren unermüdlichen, ergebnislosen Kampfes" die sofortige Umsetzung des Urteils des Verfassungsgerichts von 2017, die Umsiedlung aller vertriebenen Menschen aus der Gemeinde Tabaco, einen Platz für ein würdiges und selbstbestimmtes Leben mit Zugang zu Wasser, fruchtbarem Land und damit wirtschaftlichen Perspektiven sowie eine integrale und kollektive Wiedergutmachung, die von der Gemeinschaft selbst verwaltet wird.
Eine Sprecherin von Tabaco, Elides Liliana Pérez, erklärte gegenüber Colombiainforma, die Gemeinschaft lebe heute "in Trostlosigkeit und Traurigkeit" an einem Ort, "an dem wir sogar das Wasser kaufen müssen".
Man habe sich zu diesem friedlichen Protest auf der Straße entschlossen, weil alle Rechtsmittel ausgeschöpft seien und Urteile sowie Gesetze nicht geachtet würden. "Wir wollen, dass die Menschen, das Land und die ganze Welt erkennen, dass wir missachtet werden, dass die Gesetze in El Cerrejón nicht befolgt werden", so Pérez.
Im Jahr 2001 sei ein Urteil erlassen worden, das besagte, dass die Gemeinde innerhalb von 24 Stunden umgesiedelt werden müsse. Im Jahr 2017 garantierte das Urteil T-323 ein würdiges Leben und das lebensnotwendige Minimum. Beides sei nie umgesetzt worden. Es fänden seither nur Gespräche statt, die zu nichts führten.
Die Gemeinschaft fordere eine umfassende Wiedergutmachung. Dies beinhalte, "ein Leben zu haben, ein wirtschaftliches, soziales, kulturelles, gesundheitliches und schulisches Umfeld, ein Dach über dem Kopf und all das, was nötig ist. Wir wollen Respekt und Wiedergutmachung. Wir werden hier bleiben, bis es eine Lösung gibt, sonst werden wir nicht gehen", betonte Pérez.
Nach ihren Erfahrungen mit dem Kohlebergbau befragt, sagte sie: "Kohle bringt Elend. Wir wollen keinen Bergbau, denn das ist das Ende eines Volkes. Er zerstört eine ganze Kultur, ihre Bräuche. Bergbau bringt Elend und Tod. Das ist es, was Bergbau für uns bedeutet."