Lima. Sieben indigene Gemeinden legen eine Studie zu den Auswirkungen der Ölpipeline im Norden Perus auf ihre Menschenrechte vor. Angesichts der millionenschweren staatlichen Hilfe, die in die Rettung des Staatskonzerns Petroperú fließen sollen, fordern sie, auch die Umweltverschmutzung und die sozialen Folgen, die der Konzern verursacht hat, in den Blick zu nehmen.
Die Studie "Ölkreislauf und Menschenrechte: Pipelines, Verschmutzungen und systematische Gewalt gegen indigene Völker in Peru" fasst die Konsequenzen auf die Gemeinschaften zusammen, einschließlich Zwangsumsiedlung und die Auswirkungen auf ihre Lebensgrundlagen.
Die Untersuchung beschreibt die Gewalt des Ölkreislaufs in ihrer rechtlichen, materiellen und sozialen Dimension. Die staatliche Aneignung des Amazonasraums sei dabei seit den 1990er Jahren stets unter der Prämisse geschehen, die Produktivität und Rentabilität der Erdölindustrie zu sichern, und nicht, um die Rechte der dort lebenden Gemeinden und deren Lebensraum zu schützen, so die Studie.
Die Ölindustrie habe zur Vertreibung indigener Völker geführt, entweder gewaltsam durch den Bau von Infrastrukturen oder "durch die langsame Vertreibung aufgrund der Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen" der Menschen, heißt es in der Studie.
Sie wurde von Roger Merino, außerordentlicher Professor an der Universidad del Pacífico in Lima, mit Unterstützung von Amazon Watch und Vertreter:innen von indigenen Gemeinschaften erstellt.
Im September dieses Jahres hatte die Regierung Perus per Dringlichkeitsdekret eine Finanzspritze in Höhe von 750 Millionen Dollar für das staatliche Unternehmen Petroperú veranlasst, um den drohenden Konkurs abzuwenden.
Vertreter:innen der Völker der Kichwa, Quechua, Chapra, Wampis, Kukama, Achuar und Urarinas forderten daraufhin, dass ein Teil der finanziellen Rettung für die Behebung der Umwelt- und Gesundheitsschäden verwendet werden muss, die durch die Erdölleitung in ihren Gebieten verursacht werden. Petroperú solle endlich die Verantwortung übernehmen für die schweren ökologischen und sozialen Schäden, die durch die jahrzehntelange Ausbeutung im Amazonasgebiet entstanden sind.
"Milliarden von Dollar für Petroperú, um zu überleben, aber keine Mittel für die Menschenrechte oder die Umwelt", prangerten indigene Anführer wie Shapiom Noningo von der Regierung der Wampis an.
Erst Anfang Oktober hatte Petroperú einen neuen Ölaustritt an der Nordperuanischen Ölpipeline in der Region Lorteo bestätigt. Nach Angaben der Organisation Amazon Frontlines sind drei indigene Andwa-Gemeinden betroffen, deren Zugang zu Wasser und Nahrung gefährdet ist.
In der kürzlich veröffentlichten Studie der Nationalen Koordinatorin für Menschenrechte (CNDDHH) mit dem Titel "Im Schatten des Kohlenwasserstoffs" wird von 460 Notfällen zwischen 2021 und 2023 im Zusammenhang mit Ölverschmutzungen berichtet. Als Hauptursachen wurden Korrosion an den Pipelines und Betriebsstörungen ermittelt, auf die 73 Prozent dieser Vorfälle zurückzuführen sind.