Las Mercedes. Nach der Ermordung eines Basisaktivisten haben venezolanische ländliche Organisationen Maßnahmen von den Behörden gefordert. Iraidez Andrade wurde Berichten zufolge am 21. September in Las Mercedes im Bundesstaat Barinas von Auftragsmördern getötet. Demnach wurde er von bewaffneten, maskierten Männern aus seinem Haus gezerrt und seine Leiche am nächsten Morgen in der Nähe gefunden.
Andrade war einer der Sprecher der Basisbewegung, die sich für die Rückgewinnung von Las Mercedes und die Zuteilung von Ackerland an Kleinbauernfamilien einsetzte. Er war Mitglied des kommunalen Rats Sueños de Chávez.
Vertreter mehrerer Bauernorganisationen nahmen am Montag an Andrades Beerdigung teil und wiederholten die Forderung nach Gerechtigkeit und einem Ende der Straflosigkeit bei Gewalt gegen Aktivisten auf dem Land. Sie machten Mitglieder der Familie Riera Zubillaga verantwortlich, einem mächtigen Landbesitzerclan aus dem Bundesstaat Lara, der das Grundstück für sich beansprucht.
María Alejandra Tovar ist Koordinatorin des Bauernrats Las Mercedes Bolivariana, der 16 Basisgruppen zusammenbringt, die sich im Rahmen des Landkampfs organisiert haben. Gegenüber venezuelanalysis sagte sie, dass eine Untersuchung des Mordes an Andrade im Gange sei, jedoch weitere Maßnahmen erforderlich seien. "Im Laufe der Jahre wurde immer wieder versucht, Bauernführer zum Schweigen zu bringen und zu terrorisieren", sagte sie: "Wir haben dies und die Drohungen von irregulären Gruppen angeprangert."
Sie selbst, Andrade und andere Aktivisten seien im Auftrag der Familie Riera Zubillaga ständig bedroht worden, so Tovar. Gerichtliche Schutzanordnungen hätten nur einen begrenzten Umfang gehabt, entweder mit kurzen Fristen oder ohne dass alle Sprecher abgedeckt waren.
Derzeit leben 900 Familien auf dem Landgut, die vor allem Viehzucht betreiben. Mais, Reis, Kochbananen und Zuckerrohr sind einige der wichtigsten Nutzpflanzen, die dort angebaut werden.
Bei einer Inspektion des venezolanischen Landinstituts (INTI) im Jahr 2014 sei das Landgut für ungenutzt erklärt worden, im Jahr 2016 begannen Dutzende Familien, das Grundstück zu besetzen. Das INTI erteilte ihnen zunächst die Erlaubnis, sich auf einer Fläche von 5.000 Hektar, etwa einem Drittel von Las Mercedes, aufzuhalten, erklärt Tovar.
In den folgenden Jahren sahen sich die Bauernfamilien mehreren gewaltsamen Vertreibungsversuchen ausgesetzt, darunter die Vergiftung von Wasserbrunnen und die Zerstörung von Häusern und Ernten. Sie kehrten jedoch zurück und zeigten sich entschlossen, weiterhin Lebensmittel zu produzieren. Tovar beklagte ebenfalls die Ermordung von zwei Bauern im Jahr 2018 (amerika21 berichtete).
Der Kampf um Las Mercedes war ein zentrales Thema des Protestmarsches von Kleinbauern im Jahr 2018, bei dem Hunderte Menschen in die Hauptstadt Caracas zogen, um die Unterstützung der Regierung einzufordern. Laut Quellen von venezuelanalysis wurden mehr als 90 Prozent der Landstreitigkeiten aus dem Marsch zumindest teilweise zugunsten der Kleinbauern beigelegt.
Fälle wie Las Mercedes bleiben jedoch in der Schwebe, wobei die Organisatoren den Einfluss von Landbesitzern hinter den Kulissen anprangern. Nach der Ermordung von Andrade gaben mehrere Kleinbauernverbände eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie die Regierung von Nicolás Maduro aufforderten, sich mit den gezielten Morden an Anführern der Basisbewegungen zu befassen (amerika21 berichtete).
Sie drückten ihre Solidarität mit der Familie von Andrade sowie allen anderen Familien in Las Mercedes aus und forderten Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Opfer gezielter Morde sowie die Reaktivierung von Arbeitsgruppen, die sich mit Land, Kriminalisierung und Gewalt gegen Kleinbauern befassen. Diese wurden 2018 unter der Koordination der venezolanischen Vizepräsidentschaft ins Leben gerufen, später aber aufgegeben.
Bauernorganisationen haben seit der Verabschiedung des Landgesetzes im Jahr 2001 350 von Großgrundbesitzern angeordnete Morde dokumentiert. Das vom ehemaligen Präsidenten Hugo Chávez geförderte Gesetz ermöglicht es Kleinbauernfamilien und -gemeinschaften, brachliegendes Land zu übernehmen und zu bearbeiten.