Bogotá. Die kolumbianische Armee hat im Departamento Arauca bei einem Gefecht mit der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) in einem abgelegenen ländlichen Gebiet zwei Geiseln befreit und ein umfangreiches Waffenarsenal sowie Vorräte sichergestellt.
Der Einsatz, der in einer schwer zugänglichen Region stattfand, ermöglichte es den Soldaten, das Gebiet gründlich zu durchsuchen. Neben den befreiten Geiseln, einem Mann und einer Frau, wurde auch eine Leiche entdeckt und sichergestellt. Das Militär vermutet, dass es sich möglicherweise um eine dritte entführte Person handelt. Die beiden befreiten Geiseln erhielten umgehend erste Hilfe und wurden anschließend der Staatsanwaltschaft übergeben und psychologisch betreut.
Zudem wurden mehr als 700 Schuss Munition für AK-47-Gewehre, drei Zubehörteile, drei Granaten, Sprengstoff, fünf Antipersonenminen sowie diverse Ausrüstungsgegenstände wie Campingausrüstung und Tarnkleidung sichergestellt.
Arauca ist derzeit das Departamento mit den meisten Entführungen in Kolumbien. In der ersten Jahreshälfte wurden 73 Fälle gemeldet, die überwiegend der ELN zugeschrieben werden. Zudem wurden von Januar bis September etwa 78 Morde registriert, die auf Konflikte zwischen der ELN-Guerilla, Farc-Dissidenten, paramilitärischen Gruppen und dem Militär zurückzuführen sind.
Parallel zu diesem Einsatz kam es am Sonntagnachmittag in der Region Catatumbo zu einem weiteren Vorfall. Ein Polizist wurde bei einem Scharfschützenangriff im Gesicht verletzt. Danach belagerten ELN-Mitglieder die Polizeistation mehrere Minuten lang und nahmen die Gemeinde unter Beschuss. Kurz zuvor waren zwei weitere Scharfschützenangriffe in der Region gemeldet worden.
Am selben Tag wurde in Antioquia eine gemeinsame Operation der Marine, der Armee und der Nationalpolizei gegen die ELN durchgeführt. Bei der Inspektion eines verdächtigen Boots auf dem Magdalena-Fluss fanden die Soldaten große Mengen an Gasflaschen, deren Inhalt offenbar illegal aus Gasleitungen entnommen worden war.
Der Hochkommissar für Frieden, Otty Patiño, kritisierte die anhaltenden Aktionen der ELN scharf und betonte, dass die Guerillagruppe die Verhandlungen wiederbeleben müsse, um den Friedensprozess voranzubringen. Die Gewaltakte der letzten Wochen, darunter das Bombardieren von Ölpipelines und das Töten von Menschen, stünden dem Fortschritt bei den Friedensgesprächen entgegen.
Senator Iván Cepeda betonte jedoch, dass die Friedensverhandlungen trotz der aktuellen Herausforderungen nicht in einer Sackgasse steckten. Das Verhandlungsteam verstärke seine Bemühungen, den Dialog mit der ELN fortzusetzen und die Situation zu entschärfen.
Die Guerilla hatte im Februar dieses Jahres die Friedensgespräche eingefroren, nachdem sich die Regierung an eine der ELN-Strukturen in Nariño, den Front der Comuneros del Sur, gewandt hatte, um einen unabhängigen Dialog zu führen. Am 3. August endete der temporäre Waffenstillstand zwischen Regierung und ELN, der die erste Phase der Dialoge ermöglicht hatte. Da die Regierung nicht auf die Forderungen der Guerilla eingegangen war, hatte diese den Waffenstillstand nicht verlängert. Sie hatte zwar zunächst auf bewaffnete Angriffe gegen staatliche Kräfte verzichtet, jedoch wieder vermehrt Menschen zur Schutzgelderpressung entführt. Daher geht das Militär nun wieder massiv gegen die Aufständischen vor.