La Paz. Der staatlich forcierte Ausbau der Industrialisierung des bolivianischen Lithiums schreitet weiter voran. Präsident Luis Arce veranschlagte unlängst die Investitionen in diesen Industriezweig auf mehr als drei Milliarden US-Dollar.
"Bolivien ist das Land mit den größten Lithiumreserven der Welt. Aus diesem Grund haben wir ein staatliches Investitionsmodell für seine Industrialisierung unter der Kontrolle unserer Ressourcen und ihrer Ausbeutung eingeführt", schrieb Arce im Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter).
Das bolivianische Modell der Lithiumindustrialisierung stellt den Bau als auch den Betrieb der Lithiumanlagen im Land wie auch die Vermarktung ihrer Produktion unter staatliche Aufsicht.
Durch verschiedene Abkommen mit chinesischen und russischen Partnern konnte das Staatsunternehmen zur Förderung der Mineralvorkommen (YLB) allein zwischen Januar und Juni die Errichtung von vier Anlagen zur Produktion von Lithiumkarbonat auf den Weg bringen (amerika21 berichtete). Bei einem Investitionsvolumen von 2,8 Milliarden US-Dollar sollen die vier Standorte in den Departaments Potosí und Oruro zusammen jährlich bis zu 100.000 Tonnen des "weißen Goldes" zutage fördern.
Neben der Industrialisierung setzt die bolivianische Regierung aber auch verstärkt auf die Ausbildung von Fachkräften. Anfang September verabschiedete Franklin Molina, Minister für Kohlenwasserstoffe und Energie, die ersten Stipendiaten, die dank eines Kooperationsabkommens zwischen dem Ministerium, YLB und der University of Warwick ab Oktober für ein Jahr in Großbritannien studieren können.
Adolfo Aramayo, der sich in England für das Fach Engineering Business Management eingeschrieben hat, sieht darin die Möglichkeit, "das erworbene Wissen zu vervielfältigen und die erlernten Techniken und Methoden anzuwenden, um sicherzustellen, dass unsere Ressourcen in eine Quelle der souveränen Nutzung und der Industrialisierung umgewandelt werden können".
Auch der Export von Lithium soll ausgebaut und beschleunigt werden. Auf einem bilateralen Treffen im chilenischen Arica bekräftigte der bolivianische Vizeminister für Außenhandel und Integration, Benjamín Blanco, die Errichtung eines neuen Grenzübergangs zwischen dem bolivianischen Colcha K im Departement Potosí und dem chilenischen Collahuasi in der Region Tarapaca.
"Die Idee ist, Potosí direkt mit dem Hafen von Iquique zu verbinden, um unter anderem Lithium zu exportieren", argumentierte er.
Der Export über die geplante "Lithium-Route" durch Chile wäre für Bolivien, das selbst keinen eigenen Meerzugang hat, von großer Bedeutung. Nach Angaben der Behörde müsste Bolivien eine asphaltierte Straße von mindestens 200 Kilometern Länge bauen, während auf chilenischer Seite nur 23 Kilometer bis zur Grenze nötig wären.
Mit über 23 Millionen Tonnen Lithium in den Salinen von Uyuni (21 Mio. t), Coipasa (1,8 Mio. t) und Pastos Grandes (200.000 t) ist Bolivien das Land mit den weltweit größten bislang bekannten Vorkommen des sogenannten weißen Goldes.