Quilombolas in Brasilien demonstrieren für Anerkennung und Durchsetzung ihrer Rechte

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"Aquilombar" ist die zweite Quilombola-Mobilisierung dieser Größenordnung in Brasília
"Aquilombar" ist die zweite Quilombola-Mobilisierung dieser Größenordnung in Brasília

Brasília. In der brasilianischen Hauptstadt haben mehrere tausend Angehörige der Quilombola-Gemeinschaften aus 22 Bundesstaaten und dem Bundesdistrikt bei einer politisch-kulturellen Veranstaltung für die Rechte der Nachkommen der Sklaverei entflohener Schwarzer und für ihre Anliegen protestiert.

Das Treffen unter dem Namen "Aquilombar" wurde von der Nationalen Koordinationsstelle der Organisation der ländlichen Schwarzen Quilombola-Gemeinschaften (Conaq) organisiert und durchgeführt.

Mehr als 3.500 Menschen nahmen an einem Demonstrationszug durch den Eixo Monumental in Brasília zum Kongress teil, wo eine politische Kundgebung stattfand. "Wir fordern eine Politik für unser Volk und protestieren gleichzeitig gegen die Verletzung von Rechten und den Abbau der staatlichen Quilombola-Politik. Wir wollen die Aufmerksamkeit der Regierungen", sagte Arilson Ventura, einer der Koordinatoren von Conaq, gegenüber der Zeitung Brasil de fato.

Presseberichten zufolge war der Rasen vor dem Kongress mit Demonstrierenden aus ganz Brasilien gefüllt, die die Flaggen ihrer jeweiligen Gemeinden repräsentierten.

Neben der Demonstration galt das Treffen auch als Netzwerkforum mit einem allgemeinen Plenum mit Quilombolas aus dem ganzen Land. Zeitgleich fand im Nationalkongress eine öffentliche Anhörung unter Teilnahme von Quilombolas statt, um mit den Abgeordneten Themen wie Bildung, Anerkennug von Landtiteln, soziale Sicherheit, Arbeit, Rassismus und Gesundheit zu diskutieren.

Die Quilombolas wiesen auch auf den noch immer anhaltenden strukturellen Rassismus gegen Schwarze und Quilombolas hin. "Der strukturelle Rassismus ist sehr groß und hat den Fortschritt der Gemeinschaften behindert. Mit unserer heutigen Aktion wollen wir gegen all das protestieren", erklärte Arilson Ventura gegenüber Medien. "Die Welt sieht uns nicht", so die Einschätzung der Teilnehmenden.

Eine Erhebung des Brasilianischen Instititutes für Statistik schätzt auf der Grundlage der letzten Volkszählung von 2010, dass es 5.972 Quilombola-Gemeinschaften in 1.672 Gemeinden gibt, in denen 16 Millionen Menschen leben.

34 Jahre nach dem Inkrafttreten der Verfassung von 1988 stehen noch immer 1.816 Legalisierungsverfahren für Quilombola-Gebiete auf Bundesebene aus. Die Nichtregierungsorganisation Terra de Direitos errechnete bereits 2019, dass die Umsetzung der per Verfassung vorgeschriebenen Anerkennung von Landtiteln aller Quilombola-Gebiete an die 1.000 Jahre dauern würde, wenn es in diesem Tempo weitergehe. Unter der Regierung von Jair Bolsonaro sank die Zahl der Anerkennungen von Landtiteln bei Quilombola-Territorien auf Bundesebene auf lediglich vier .

Das Treffen "Aquilombar" ist das zweite Mal, dass eine Quilombola-Mobilisierung dieser Größenordnung in Brasília stattfindet. Die letzte fand 1995 statt ‒ drei Jahrhunderte nach dem Tod von Zumbi dos Palmares, dem letzten Anführer des autonomen Gemeinwesens Palmares von befreiten Sklaven im heutigen Bundesstaat Alagoas. Sechs Monate später wurde die Conaq gegründet.