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Kuba: Mit Kryptogeld gegen die US-Blockade

Kubanisches Startup BitRemesas organisiert Geldüberweisungen aus dem Ausland in Form von digitalen Zahlungsmitteln. US-Regierung kann nicht eingreifen

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Kryptowährungen wie BitCoin, Ether, Doge und andere werden auch für die Rücküberweisungen (Remesas) genutzt
Kryptowährungen wie BitCoin, Ether, Doge und andere werden auch für die Rücküberweisungen (Remesas) genutzt

Havanna. Die Ankündigung des US-Zahlungsdienstleisters Western Union, seine mehr als 400 Filialen auf der Insel zu schließen (amerika21 berichtete), traf viele Kubaner:innen hart. Der Grund waren neue Sanktionen der Regierung von US-Präsident Donald Trump gegen das mit einer Militärholding verbundene kubanische Finanzinstitut Fincimex. Western Union wickelte bisher einen Großteil der Geldüberweisungen von Auslandskubanern an ihre Familienangehörigen auf Kuba ab. Die Regierung setzt nun auf den Einsatz eines anderen Finanzinstituts und ein Start-Up bietet eine Lösung mithilfe von Kryptogeld.

Eine neue gesetzliche Regelung ermöglicht dem Nichtbanken-Zahlungsdienstleister Red S.A. (Servicios de Pago Red S.A., Redsa) die Verwaltung und Bearbeitung von Familienüberweisungen aus dem Ausland nach Kuba. Hierzu erhielt Redsa Ende November eine Sonderlizenz der Zentralbank. Das Institut könnte damit anstelle von Fincimex mit Western Union zusammenarbeiten.

Die Kubaner:innen suchen und finden indes noch andere Wege, die so wichtigen Geldübweisungen aus dem Ausland aufrechtzuerhalten. Eine solche Alternative bietet das kubanische Start-Up BitRemesas: Es organisiert Geldüberweisungen in Form von Kryptowährungen wie BitCoin, Ether, Doge und anderen.

"In Kuba gibt es eine wachsende Gemeinde von Kryptogeld-Anhängern", sagt Erich García, Programmierer und Software-Entwickler aus Havanna. Der 34-Jährige, der auch einen eigenen YouTube-Kanal mit Ratschlägen und Lösungen für das Internet bespielt, hat die Plattform BitRemesas Ende September ins Leben gerufen. "Das Geld wird digital in Form von Kryptogeld an uns gesendet und wir kümmern uns darum, das Geld physisch an den Kunden in Kuba auszuzahlen", erklärt er. Der Mechanismus von BitRemesas funktioniert als negative Versteigerung. Nicht der Höchstbietende, sondern der Geringstbietende erhält den Zuschlag. Versteigert werden beispielsweise 100 US-Dollar in BitCoin, ausgezahlt 100 CUC in bar. Der Auktionsgewinner zahlt an den Empfänger in jedem Fall 100 CUC in bar aus und erhält dafür beispielsweise 88, 92 oder 93 US-Dollar in Bitcoin, je nach Versteigerung. Wer sich mit dem geringsten Anteil zufrieden gibt, gewinnt.

Dadurch, dass seit der Teil-Dollarisierung des Einzelhandels der CUC gegenüber dem US-Dollar stark abgewertet hat – 100 CUC sind nicht mehr 100 USD, sondern auf dem Schwarzmarkt nur noch rund 60-67 USD –, sind die ersteigerten 88, 92 oder 93 USD in Bitcoin für 100 CUC ein guter Schnitt. Auch kann man für CUC sonst nirgends Kryptowährungen erwerben. Garcías Plattform wiederum kassiert eine kleine Marge der jeweiligen Kyptowährung.

Rund 300 bis 400 Nutzer:innen hat BitRemesas derzeit. Tendenz steigend, so García. Es gebe recht viele Überweisungen, oft aber in Kleinbeträgen von 10, 15 oder 20 US-Dollar, sagt er. Da im Gegensatz zu Western Union oder Banken keine Gebühren anfallen, können die Leute auch Kleinbeträge schicken.

"Immer mehr Kubaner verwenden Kryptowährungen, um im Internet einzukaufen oder Dienstleistungen zu bezahlen", sagt García. "Die Kryptowährungen bieten uns gewisse Freiheiten, die wir normalerweise nicht haben, da die Verwendung von Finanzinstrumenten wie Visa, Mastercard, Paypal oder anderer Bezahlmechanismen für Kubaner schwierig ist."

Die jahrzehntealte US-Blockade schneidet Kubaner:innen von konventionellen internationalen Zahlungssystemen und Finanzmärkten ab. BitRemesas dagegen sei eine komplett deregulierte Plattform, sagt García. "Es gibt keine Entität, die sie blockieren oder sanktionieren kann, da Kryptogeld nicht reguliert werden kann und BitRemesas auf Kryptowährungen basiert." Nicht einmal das US-Justiz- oder Finanzministerium kann da eingreifen.