Chile: Verfahren gegen Frauenkollektiv LasTesis eingestellt

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Das Verfahren nach einer Klage der chilenischen Polizei gegen das feministische Kollektiv LasTesis wurde eingestellt
Das Verfahren nach einer Klage der chilenischen Polizei gegen das feministische Kollektiv LasTesis wurde eingestellt

Santiago. Das Verfahren gegen die feministische Gruppe LasTesis wegen angeblicher Anstiftung zur Gewalt gegen die Polizei (Carabineros) wird nach einem Entscheid der chilenischen Justiz nicht aufrechterhalten. Die Gruppe war beschuldigt worden, während der sozialen Unruhen in Chile in den Jahren 2019 und 2020 Feindseligkeit gegen staatliche Institutionen erzeugt und zur Gewalt gegen ihre Mitglieder angestiftet zu haben.

Die staatliche Justizbehörde hatte über ihren Twitter-Account vermeldet, dass "das Garantiegericht von Valparaiso einen Antrag auf die endgültige Einstellung des Verfahrens gegen die Mitglieder des Kollektivs LasTesis wegen der Verbrechen des Angriffs auf die Autorität und der Bedrohung annimmt".

Im Juni 2020 hatte die chilenische Polizei Klage gegen das feministische Kollektiv LasTesis eingereicht. Deren Mitglieder gelten als "Schöpferinnen" der Hymne "Der Vergewaltiger bist Du" (Un violador en tu camino). Die Carabineros waren der Meinung, dass das Video (hier einsehbar) zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung animieren würde.

Die chilenische Polizei argumentierte darüber hinaus, dass sich einige ihrer Mitglieder durch das Video, das viral ging und zu einem Erfolg in den Sozialen Netzwerken wurde, sowie durch ein weiteres Video, das mit der russischen Punkgruppe Pussy Riot gedreht wurde, bedroht gefühlt hätten. In diesem Video erscheinen vier Mitglieder vor einer Polizeistation im Hafen von Valparaiso, gekleidet in rote Overalls, mit Masken und einer chilenischen Flagge auf einem schwarzen Tuch, während eine weibliche Stimme einen Text gegen Carabineros vorliest.

Mehr als fünfzig US-amerikanische Künstler:innen, darunter Natalie Portman und Julianne Moore, hatten die Carabineros gebeten, die Klage gegen LasTesis zurückzuziehen. Auch der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (CIDH) äußerte seine Sorgen über das Strafverfahren gegen die chilenische Gruppe, da es zu einer "Kriminalisierung" von künstlerischer Meinungsäußerung und Protest führen könnte.

"Wir hoffen, dass kein Künstler in Chile wegen des Inhalts seiner Werke vor Gericht gestellt werden muss und dass wir alle frei und ohne Angst vor Verfolgung und Zensur schaffen können", äußerte LasTesis zu Beginn dieser Woche.