Nach Schüssen auf zwei Jugendliche musste Chef der Carabineros in Chile gehen

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Demonstrationen in ganz Chile fordern die Auflösung der Carabineros und den Rücktritt des Präsidenten. "Rozas ist schon zurückgetreten, fehlt noch der Chef, der Schuldige an allem. Tritt zurück, Piñera"
Demonstrationen in ganz Chile fordern die Auflösung der Carabineros und den Rücktritt des Präsidenten. "Rozas ist schon zurückgetreten, fehlt noch der Chef, der Schuldige an allem. Tritt zurück, Piñera"

Santiago. Präsident Sebastián Piñera hat den Rücktritt des Generaldirektors der nationalen Polizei (Carabineros de Chile), General Mario Rozas, bekannt gegeben. Vorausgegangen war ein Einsatz in einem Heim in Talcahuano, bei dem Polizisten zwei Jugendliche im Alter von 14 und 17 Jahren angeschossen und verletzt hatten. Die Hintergründe des Einsatzes werden derzeit noch ermittelt.

Zu den Geschehnissen erklärte die Kinderschutzbeauftragte Patricia Muñoz: "Dies ist eine weitere Manifestation des Grauens, das die staatliche Gewalt darstellt. Sie wird von denjenigen ausgeübt, die die Pflicht haben, Kinder und Jugendliche zu schützen, sie aber letztlich auf ungerechtfertigte und unangemessene Weise angreifen."

Rozas habe seinen Rücktritt selbst vorgeschlagen, erklärte der Präsident und äußerte zugleich seine "größte Wertschätzung, Bewunderung und Dankbarkeit" für die von der Polizei geleistete Arbeit.

Der General hatte den Chefposten im Dezember 2018 übernommen. Er löste damals Hermes Soto ab, der sein Amt mitten in der Krise verlassen musste, die auf die Tötung des Mapuche Camilo Catrillanca im November desselben Jahres durch das sogenannte "Dschungelkommando" (Comando Jungla) der Carabineros in La Araucanía folgte.

Zum Nachfolger von Rozas ist General Ricardo Yáñez ernannt worden, bisher stellvertretender Leiter der Institution und davor nationaler Direktor für Ordnung und Sicherheit. Piñera erklärte, seine Regierung habe Yáñez "den ganz besonderen Auftrag erteilt, die Modernisierung der Carabineros mit vollem Engagement und Willen voranzutreiben".

Unterdessen reißen die landesweiten massiven Proteste nicht ab, die die Auflösung der Militärpolizei und den Rücktritt von Piñera fordern. Die Polizei geht, wie bei allen Demonstrationen seit Beginn des sozialen Aufstands im Oktober 2019, mit Wasserwerfern und Tränengas vor, um die Menschenmassen zu zerstreuen.