UNO: Morde an Aktivisten und Ex-Guerilleros bedrohen Friedensprozess in Kolumbien

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Am "Marsch für die Würde" beteiligten sich Menschen aus 40 Organisationen aus dem ganzen Land. Sie fordern von der Regierung Sofortmaßnahmen gegen die systematischen Morde
Am "Marsch für die Würde" beteiligten sich Menschen aus 40 Organisationen aus dem ganzen Land. Sie fordern von der Regierung Sofortmaßnahmen gegen die systematischen Morde

New York/Bogotá. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNO) hat erklärt, dass die größte Gefahr für die Umsetzung des Friedensvertrags die Morde an Ex-Kämpfern der Farc-EP und an Aktivisten sind. Diese hätten während der Corona-Pademie nicht abgenommen.

"Die Gewalt gegen diejenigen, die im Rahmen des Friedensvertrags die Waffen abgaben, und gegen diejenigen, die die Menschenrechte und die Rechte der vom Konflikt um Land zerstörten Gemeinschaften verteidigen, bleibt die größte Gefahr für den Aufbau des Friedens in Kolumbien", erklärte der Leiter der UN-Mission in Kolumbien, Carlos Ruiz Massieu.

Insgesamt seien seit der Unterzeichnung des Friedensvertrages 686 Aktivisten und ehemalige Farc-EP-Mitglieder ermordet worden, so Clemencia Carabalí vom Verband der afrokolumbianischen Frauen im Norden vom Cauca (Asociación de Mujeres Afrodescendientes del Norte del Cauca, ASOM).

Der Generalsekretär der UNO, António Guterres, fordert in seinem aktuellen Bericht an den Sicherheitsrat die Regierung von Iván Duque auf, "Schluss zu machen mit diesen Tragödien" und härtere Maßnahmen für den Schutz der Aktivisten und Ex-Kämpfer zu treffen. Besonders stark betroffen sind die Departamentos Cauca, Meta, Putumayo, Chocó, Nariño und Antioquía.

Nur ein Beispiel für die sehr schwierige Situation ist das "Territoriale Gebiet für Ausbildung und Wiedereingliederung" (Espacio Territorial de Capacitación y Reincorporación, ETCR) Ituango im Departamento Antioquía. Die Präsenz von bewaffneten Gruppierungen, die Vernachlässigung seitens des Staates, die Ermordung von Aktivisten und die Vertreibung von Bauern machte das Leben der Ex-Kämpfer in dieser Region so schwierig, dass sie – in Zusammenarbeit mit den Behörden – nach Alternativen suchen mussten. In eine andere Region zu ziehen bedeutet für die Mehrheit der Familien auch eine Entwurzelung. Sie hoffen jedoch, am neuen Ort bessere Vorraussetzungen für ein würdiges Leben vorzufinden.

Am vergangenen Mittwoch war es soweit: Im ETCR Ituanguo begann der Umzug nach Mutatá, das ebenfalls in Antioquía liegt. Am Donnerstagvormittag kam die von Behördenvertretern, Polizei und Einheiten des Militärs eng begleitete Karawane in Mutatá an. Dort wurden sie von der Polizei und den Behörden in Empfang genommen.

In den letzten Wochen machte eine weitere "Karawane" von sich reden: der "Marsch für die Würde" (Marcha por la Dignidad). Aktivisten von 40 Organisationen marschierten trotz Pandemie 600 Kilometer von Popayan nach Bogotá, um von der Regierung dringende Maßnahmen gegen die systematische Ermordung von Aktivisten, Ex-Kämpfern der Farc-EP, Frauen und Jugendlichen zu fordern. Trotz Empfehlungen der UNO und der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (CIDH), die notwendigen Massnahmen zu treffen, um diesen Genozid zu stoppen, habe die Regierung nichts getan und die Empfehlungen ignoriert.