Chile: Gesundheit von Mapuche-Anführer wegen Hungerstreik im Gefängnis stark gefährdet

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Der Machi Celestino Cordóva befindet sich seit über drei Monaten im Hungerstreik
Der Machi Celestino Cordóva befindet sich seit über drei Monaten im Hungerstreik

Santiago. Seit über drei Monaten befindet sich der Mapuche Celestino Córdova im Gefängnis von Temuco im Süden Chiles im Hungerstreik. Es ist bereits der fünfte Hungerstreik seit seiner Festnahme im Jahr 2013. Der Machi (spirituelle und politische Autorität seiner Gemeinde) wurde mit fragwürdigen Beweisen wegen Mordes an dem Ehepaar Luchinger-Mackay im Jahr 2014 zu 18 Jahren Haft verurteilt. Internationale Beobachter, Menschenrechtsgruppen sowie Organisationen und Gemeinden der Mapuche zweifeln die Rechtmäßigkeit des Urteils bis heute an.

Der Gesundheitszustand Córdovas ist nach Angaben von Unterstützern äußerst kritisch: Er soll nur noch 65 Kilo wiegen, habe schwere Atem- und Herzprobleme, leide unter Übelkeit und Schmerzen am ganzen Körper.

Der Machi fordert mit seinem Hungerstreik unter anderem die Umwandlung seiner Gefängnisstrafe in Hausarrest sowie die Verlegung aller politischen Gefangenen in ihre Häuser und Gemeinden. Grund ist vor allem, dass die Covid-19-Krise auch Chile fest im Griff hat und Gefängnisinsassen einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Aber auch internationale Normen des Menschen- und Indigenenrechts, wie die Konvention 169 der Internationalen Arbeiterorganisation, die auch von Chile ratifiziert wurde, verlangen besondere Umstände des Strafmaßes für indigene Personen.

Gemeinsam mit Córdova befinden sich weitere Mapuche-Gefangene im Hungerstreik. Im Gefängnis von Angol sind Sergio Levinao Levinao, Víctor Llanquileo Pilquimán, Juan Calbucoy Montanares, Juan Queipul Millanao, Freddy Marileo Marileo, Danilo Nahuelpi Millanao und Reinaldo Penchulef Sepúlveda inhaftiert, in Temuco Antu Llanca.

Dieser Hungerstreik reiht sich ein in die jahrzehntelangen Proteste der Mapuche, welche die Rückgabe ihrer Territorien, Autonomie und Selbstbestimmung fordern. Sie machen in Chile circa zehn Prozent der Bevölkerung aus.

Während in der zweiten Maihälfte über 13.000 Gefangene in ganz Chile wegen der Covid-19-Krise in Hausarrest überführt wurden, weigert sich die Regierung, die politischen Gefangenen ebenso vor dem Coronavirus zu schützen.