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Brasilien: Präsident empfiehlt Lektüre des Buches von Diktaturverbrecher

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Carlos Alberto Brilhante Ustra: Der Folterer ist ein Folterer ist ein Folterer ...
Carlos Alberto Brilhante Ustra: Der Folterer ist ein Folterer ist ein Folterer ...

Brasília. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat einer Lehrerin nahegelegt, das Buch eines Folterers der Militärdiktatur (1964-1985) zu lesen. Berichten der Mediengruppe Globo zufolge war Bolsonaro im Gespräch mit einem Schüler vor dem Präsidentenpalast, als dieser ihn bat, seiner Lehrerin einen Gruß zu senden. Bolsonaro habe gefragt, ob die Lehrerin "von den Linken" sei, und als der Schüler bejahte, empfohlen: "Sag ihr, sie soll das Buch 'A Verdade Sufocada' [Die erstickte Wahrheit] lesen. Da gibt es Fakten, nicht das Blablabla der Linken."

Der Autor des Buches, Carlos Alberto Brilhante Ustra, war einer der berüchtigsten Folterer der Diktatur. Er starb am 15. Oktober 2015. Strafrechtlich war er nie zur Verantwortung gezogen worden. Zivilrechtlich wurde in mehreren Instanzen den Klagen von Opferangehörigen das Recht zugesprochen, den Folterer Ustra als solchen bezeichnen zu dürfen. Als Vorsitzender des "Sonderkommando für Informationsoperationen – Zentrum für Untersuchungen der inneren Verteidigung" (DOI-CODI) in São Paulo leitete er in den Jahren 1970 bis 1974 eines der zentralen Repressionsorgane des Militärs. Nach Erkenntnissen der Wahrheitskommission war Ustra allein in dieser Amtszeit für Entführung, Folter und Mord von mindestens 45 Menschen verantwortlich.

Immer wieder glorifiziert Bolsonaro führende Köpfe der Diktatur. Im August dieses Jahres hatte er Ustra einen "nationalen Helden" genannt, als er sich mit dessen Witwe Maria Joseíta Silva Brilhante Ustra getroffen hatte. Im Jahr 2016 hatte er bei der Abstimmung über das Impeachment-Verfahren gegen Ex-Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei PT seine Ja-Stimme dem Offizier Ustra gewidmet. Rousseff selbst war während der Militärdiktatur gefangen genommen und gefoltert worden.