Mexiko: Gesuchter Ex-Pemex-Chef in Deutschland?

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Emilio Lozoya beim Weltwirtschaftsforum zu Lateinamerika in Cartagena, Kolumbien, im April 2010
Emilio Lozoya beim Weltwirtschaftsforum zu Lateinamerika in Cartagena, Kolumbien, im April 2010

Mexiko-Stadt. Der von Mexikos Generalstaatsanwaltschaft und Interpol gesuchte Politiker und ehemalige Chef des staatlichen Erdölkonzerns Pemex, Emilio Lozoya, hält sich nach Informationen mexikanischer Medien möglicherweise in Deutschland auf. Die Zeitung "Milenio" berichtete unter Berufung auf Bekannte des Unternehmers, er sei bereits Ende April nach Deutschland gereist.

Lozoya ist mit der Deutschen Marielle Helene Eckes verheiratet, deren Familie das Unternehmen Eckes-Granini gegründet hat. Auch gegen sie und gegen die Mutter und Schwester von Lozoya wurde am 5. Juli ein internationaler Haftbefehl wegen Bestechung und Geldwäsche im Zusammenhang mit dem Fall Odebrecht erlassen. Laut "Milenio" besitzt der Ex-Pemex Chef die deutsche Staatsbürgerschaft, wodurch eine Auslieferung erschwert werden könnte.

Der Anwalt Lozoyas, Javier Coello, erklärte dagegen, sein Mandant halte sich in Mexiko auf, werde sich den Behörden aber erst stellen, wenn “die Bedingungen stimmen”. Coello protestierte gegen die Einbeziehung der Familie in den Fall und legte gegen den Haftbefehl Widerspruch ein. Wenn es um Geldwäsche gehe, sei das Delikt nicht schwerwiegend genug, um Untersuchungshaft zu rechtfertigen, erklärte er bei einer Pressekonferenz. Aus den gleichen Gründen war ein vorheriger Haftbefehl Anfang Juni von einer Richterin aufgehoben worden.

Der Volkswirt Lozoya war Mitglied des Wahlkampfteams von Ex-Präsident Enrique Peña Nieto. Von 2012 bis 2016 war er Chef des staatlichen Erdölkonzerns Pemex. In beiden Positionen wird er mit der Annahme von Bestechungsgeldern in Höhe von insgesamt über zehn Millionen US-Dollar vom brasilianischen Bauriesen Odebrecht in Zusammenhang gebracht.

Außerdem sollen die Mitglieder der Familie Lozoya in den Kauf von zwei Häusern an der Pazifikküste und in einem Nobelviertel der Hauptstadt verwickelt sein, die mit Bestechungsgeldern der Stahlfirma AHMSA (Altos Hornos de México) und von Odebrecht bezahlt wurden.

Odebrecht soll Lozoya sowohl im Wahlkampf als auch zu Pemex-Zeiten bestochen haben, um Aufträge des Erdölkonzerns zu bekommen. Von AHMSA wiederum kaufte Pemex im Jahr 2014 für einen überhöhten Preis eine 30 Jahre alte petrochemische Fabrik, die zum Zeitpunkt des Verkaufs schon 14 Jahre lang nichts produziert hatte. Das Finanzministerium hat aus diesem Grund bereits die Konten der gesuchten Mitglieder der Lozoya-Familie eingefroren. Der Präsident von AHMSA, Alonso Ancira, wurde wegen der Vorwürfe Ende Mai in Mallorca festgenommen, Mexiko hat von Spanien die Auslieferung verlangt.