Chile: Videos vom Mord an Catrillanca aufgetaucht, Polizeichef wird abgesetzt

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In der chilenischen Stadt Temuco gab es starke Proteste gegen die Militärpolizei und für den Schutz der Mapuche
In der chilenischen Stadt Temuco gab es starke Proteste gegen die Militärpolizei und für den Schutz der Mapuche

Santiago. Nachdem erneut Videoaufnahmen von der Ermordung Camilo Catrillancas veröffentlicht wurden, ist der Generaldirektor der chilenischen Militärpolizei Carabineros, Hermes Soto, von Präsident Sebastián Piñera entlassen worden, nachdem auch zehn Generäle zurückgetreten waren. Einen freiwilligen Rücktritt hatte Soto zuvor noch abgelehnt. "Angesichts allem was passiert ist, bin ich zum Schluss gekommen, dass die Carabineros eine neue Führung brauchen", so Piñera in einer Pressekonferenz.

Die Absetzung Sotos‘ ist das neueste Kapitel der Affäre um die Militarisierung des von den indigenen Mapuche bewohnten Südens Chiles und der Ermordung des 24-jährigen Mapuche Camilo Catrillanca. Dieser war am 13. November auf dem Weg von der Feldarbeit mit einem Kopfschuss von hinten getötet worden. Die dabei eingesetzte und mittlerweile aufgelöste Spezialeinheit "Dschungelkommando" hatte nach eigenen Angaben Autodiebe auf das Gebiet der indigenen Gemeinde Temucuicui verfolgt.

Die neuen Videoaufnahmen zeigen den Einsatz einerseits von einem Polizeiwagen aus, andererseits aus der Perspektive des Carabineros Cristián Fernández, dessen Anwälte die Aufnahmen der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt haben. Damit ist die ursprünglich von der Militärpolizei verbreitete Aussage, es habe keinerlei Videoaufnahmen gegeben, endgültig widerlegt. Auf dem Video ist nicht zu sehen, wie die Schüsse abgegeben werden, da der Polizist, der die Kamera trug etwas weiter hinter seinen Kollegen zurückbleibt. Dennoch ist klar zu sehen, dass es keinerlei Feuergefecht gegeben hat, sondern dass die Schüsse auf Sicht erfolgten.

Ursprünglich war von den Polizisten noch behauptet worden, dass es ein solches Feuergefecht gegeben habe. "Hier haben wir verkackt", sagt auch einer der Einsatzkräfte, nachdem der Polizist Carlos Alarcón die tödlichen Schüsse auf Catrillanca abgegeben hat. Die restlichen Aufnahmen zeigen, wie Carabineros die Wunden des leblosen Mapuche verarzten und ihn aus dem blutverschmierten Traktor heben, wobei sein Kopf auf dem Boden aufschlägt. Auch zu sehen ist die Festnahme des einzigen Zeugen, des 15-jährigen Beifahrers des Ermordeten, der wegen der ihm während der Festnahme zugefügten Misshandlungen Klage wegen Folter eingereicht hat.

Bereits zuvor war ans Licht gekommen, dass die am Einsatz beteiligten Polizisten von einem ihrer Anwälte und dem mittlerweile gefeuerten General Franzani dazu gebracht wurden Falschaussagen zu machen. In einem Fernsehinterview forderte Camilo Catrillancas Vater Marcelo vor ein paar Tagen noch einmal ausdrücklich den Rücktritt von Innenminister Andrés Chadwick, da er die politische Verantwortung für die Ermordung trage.