Chile: Mapuche demonstrieren am spanischen Nationalfeiertag gegen Gewalt

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In Santiago fand am spanischen Nationalfeiertag eine Demonstration der Mapuche gegen Gewalt und Unterdrückung statt
In Santiago fand am spanischen Nationalfeiertag eine Demonstration der Mapuche gegen Gewalt und Unterdrückung statt

Santiago. Verschiedene Mapuche-Organisationen haben am 14. Oktober in der chilenischen Hauptstadt für ein Ende der "Gewalt des Kapitals" demonstriert. Anlass war der Jahrestag der ersten Invasion der Amerikas durch spanische Kolonialisten vom 12. Oktober 1492. In Spanien ist dieser Tag Nationalfeiertag und  wird  als "Tag der Hispanität" gefeiert. Als sich der diesjährige Protestzug dem Regierungspalast näherte, wurde die Demonstration  von der Militärpolizei (Carabineros) mit Wasserwerfern und Schlagstöcken angegriffen, woraufhin es zu längeren Auseinandersetzungen kam.

"Unsere eigene Geschiche wird über uns urteilen, kein repressiver Staat" war auf einem großen Banner während der Demonstration zu lesen. Man sei in diesem Jahr, wie auch in den Jahren zuvor, wegen der Gewalt auf den Straßen Santiagos, die den Mapuche in ihrer Heimat widerfahre, so eine der Teilnehmerinnen. Außerdem ist die Armut in La Araucanía, einer Heimatregion der Mapuche, nach letzten Erhebungen mit 17,2 Prozent im Vergleich zu 8,6 Prozent deutlich höher als im Landesdurchschnitt.

Die Demonstration fand im Schatten einer umstrittenen Gerichtsentscheidung statt. Das Oberste Gericht in Santiago hatte im Fall von José und Luis Tralcal entschieden, ihre Strafe von lebenslänglich in 18 Jahre Haft umzuwandeln. Die beiden Mapuche waren wegen ihrer angeblichen Beteiligung an einem Brandanschlag auf das Anwesen der Großgrundbesitzerfamilie Luchsinger-Mackay verurteilt worden, bei dem das Ehepaar Luchsinger-Mackay ums Leben kam. Im Urteil wurde der Tat nun der zunächst vorgeworfene terroristische Charakter aberkannt. Mapuche-Organisationen beteuern jedoch die Unschuld der beiden Aktivisten und kritisieren den Prozess als politisch. Bereits zuvor waren mehrere Gerichtsprozesse gegen Mapuche wegen mangelnder Beweise und Beweisfälschungen geplatzt.

Die Mapuche sind eine indigene Bevölkerungsgruppe, die im Süden Chiles und Argentiniens siedelt und für die Rückgabe des von Kolonialherren und später geraubten Lands kämpft.  Dabei beanspruchen radikale Organisationen immer wieder Brandanschläge, meistens auf Maschinen der Forstindustrie für sich. Die staatliche Repression gegen die Mapuche, die oftmals auch tödliche Folgen hat, wird von Menschenrechtsorganisationen immer wieder kritisiert. Chile, wo regelmäßig politische Prozesse gegen Mapuche geführt werden, wurde bereits 2014 vom Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt, weil die Justiz wiederholt das Antiterrorgesetz aus der Zeit der Diktatur gegen die Mapuche angewandt hatte.