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UN-Kommission Cepal konstatiert steigende Armut in Lateinamerika

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Armutsstatistik über 18 Länder Lateinamerikas aus dem Bericht von Cepal
Armutsstatistik über 18 Länder Lateinamerikas aus dem Bericht von Cepal

Santiago de Chile. Laut der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik (Cepal) leben derzeit 30,7 Prozent der Bevölkerung in dieser Region unter der Armutsgrenze. Damit bleibt das Ausmaß an Armut und extremer Armut in Lateinamerika und der Karibik so hoch wie bereits 2016. Verantwortlich dafür seien vor allem der wirtschaftliche Abschwung in Brasilien und Venezuela.

Alicia Bárcena, Geschäftsführerin der Cepal, führt die weiterhin hohe Quote auf den massiven Zuwachs an Armut in Brasilien und Venezuela zurück. In den anderen Ländern der Region sei Dank Lohnzuwachs und Umverteilungspolitik eine Reduktion der Armut möglich gewesen. 30,7 Prozent entsprechen rund 186 Millionen Menschen, die unter Armutsbedingungen leben. Im Jahr 2014 waren es nur 28,5 Prozent (168 Millionen).

Besonders besorgniserregend sind zudem zwei Faktoren: Der Anteil extremer Armut stieg von 8,2 Prozent im Jahr 2014 auf über zehn Prozent im Jahr 2016. Zudem sind laut dem jüngsten jährlich erscheinenden Sozialpanorama der Cepal Kinder bis zu 14 Jahren stark betroffen. Unter den Armen machen sie fast die Hälfe aus und unter den von extremer Armut betroffenen Menschen sind 17 Prozent Kinder. Zu den gefährdeten Bevölkerungsgruppen gehören auch Frauen und die Landbevölkerung. Frauen im arbeitsfähigen Alter sind verstärkt extremer Armut ausgesetzt.

Positiv schlägt die Verringerung der Armut und der extremen Armut in Bolivien, Peru, Ecuador und der Dominikanischen Republik um jeweils rund fünf Prozent zu Buche. Die geringste Armutsquote zeigt sich seit mehreren Jahren gleichbleibend in Uruguay mit zehn Prozent Armut und 0,3 Prozent extremer Armut. Die drei ärmsten Länder bleiben in den letzten Jahren Guatemala, Honduras und Mexiko. Guatemala mit rund 60 Prozent Armut und 23 Prozent extremer Armut; Honduras mit 65 und 42 Prozent; Mexiko mit über 50 und 17 Prozent. In diesen Ländern lebt weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Bedürftigkeit.

Der Bericht hebt hervor, dass die Fortschritte der Armutsbekämpfung der Jahre 2002 bis 2014 in den letzten drei Jahren wieder verloren gegangen sind. Ein weiterer Anstieg der Armut im letzten Jahr konnte laut Bericht lediglich durch den allgemeinen wirtschaftlichen Zuwachs abgemildert werden. Durch den demografischen Wandel in der Region, so prognostiziert Cepal, wird in Zukunft das Rentensystem auf eine harte Probe gestellt.