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Akustische Angriffe: Fake-Attacke der USA gegen Kuba?

Experten aus dem sozialistischen Karibikstaat zweifeln Darstellungen der USA an. Bericht im Fernsehen geht auf Vorwürfe aus Washington ein

Havanna. Experten aus Kuba haben erneut bekräftigt, dass es keine Beweise für die Behauptung der US-Regierung von Präsident Donald Trump gebe, wonach es in Havanna zu "akustischen Angriffen" auf einige ihrer Diplomaten gekommen sei. Die Wissenschaftler stellten im Rahmen eines 30-minütigen Films im kubanischen Fernsehen eine Reihe von Fakten und Argumenten vor, die sogenannte akustische Angriffe als Ursache für die bei 21 US-Diplomaten aufgetretenen Gesundheitsstörungen äußerst unwahrscheinlich wenn nicht unmöglich erscheinen lassen. Die Argumentation fußt auf Einschätzungen verschiedener Experten sowie technische Versuche und Analysen.

Die kubanischen Experten sahen sich zu diesem Schritt veranlasst, weil die Regierung Trump die von ihr selbst vorgebrachten Vorkommnisse zum Anlass genommen hat, große Teile des eigenen US-Botschaftspersonals aus Havanna abzuziehen. Darüber hinaus wurden mehrere kubanische Diplomaten aus Washington ausgewiesen. Diese US-Aktionen wurden durchgeführt, ohne dass die Behörden in Washington hinreichende Beweise für ihre Vorwürfe und Mutmaßungen vorgelegt hätten. Zudem haben sie kubanischen Experten weder Zugang zu den Erkrankten noch deren Ärzten ermöglicht, oder sie zu den Orten vorgelassen, an denen nach Angaben der USA die Gesundheitsbeeinträchtigungen einiger ihrer Beamten eingetreten sein sollen.

Ein hochrangiger Mitarbeiter des Innenministeriums Kubas, Francisco Estrada, berichtete, dass Messungen verschiedener Frequenzbereiche sowie Klangproben der betroffenen Umgebungen vorgenommen worden seien. Er erwähnte auch, dass der von ihm befragte Sicherheitschef der US-Botschaft in Kuba nicht gewusst habe, dass solche Gesundheitsschäden gemeldet worden waren. Dennoch sei dieser US-Offizier später in die Gruppe der Personen aufgenommen worden, die vermeintlich Schäden an ihrer Gesundheit erlitten haben. Obwohl die Zeitpunkte der angeblichen Angriffe von Ende 2016 bis Anfang 2017 reichten, wurden diese Vorfälle von den USA erst im August veröffentlicht. Kurz zuvor hatte US-Präsident Trump in gewohnt undiplomatischem Ton einige der unter seinem Vorgänger Barack Obama vorgenommenen Maßnahmen zur Verbesserung der bilateralen Beziehungen wieder revidiert.

Der Bericht im kubanischen Fernsehen weist auch darauf hin, dass kein kubanischer Staatsbürger in einer der nationalen Gesundheitseinrichtungen die von den USA behaupteten Symptome oder Krankheiten gemeldet hat. Schließlich konstatiert auch die Sprecherin des State Department, Heather Nauert, dass sie nicht wissen, was oder wer diese Vorfälle hervorgerufen hat. Die entsprechenden Untersuchungen gehen daher weiter.

Großen Zweifel an der Darstellung und Vorgehensweise der US-Behörden in diesem Fall äußerte auch der Präsident der kubanischen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Antonio Paz. Er bezeichnete die Aussagen der Regierung der Vereinigten Staaten in Bezug auf angebliche Schallangriffe gegen ihre Mitarbeiter als unwahrscheinlich. Paz erklärte, dass sich die US-Amerikaner hauptsächlich über Ohrensausen, Tinnitus und in manchen Fällen sogar Gehirnerschütterungen beklagen. Diese Phänomene seien aus seiner Sicht als Spezialist sehr widersprüchlich, zumal diese Beschwerden nur bei einigen Individuen aufgetreten seien. Es müsse sich demnach also um individuelle Angriffe gehandelt haben. Aber nach den Gesetzen der Physik und der Audiologie gibt es keine Geräusche, die einer einzelnen Person Schaden zufügt, ohne die umliegenden Personen zu schädigen. Damit bestätigen die kubanischen Experten bereits zuvor von Experten anderer Länder, auch den USA, vorgebrachten Zweifel an der Darstellung der Trump-Regierung.