Kolumbien / Politik

Kolumbien: Farc wegen Übergabe ihrer Besitztümer in der Kritik

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Pastor Alape
Pastor Alape gab eine Erklärung zur Übergabe der Besitztümer der Farc ab

Bogotá. Der kolumbianische Generalstaatsanwalt Néstor Humberto Martínez hat die ehemalige Guerrillaorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Farc) im Rahmen der Übergabe ihrer Besitztümer an die Nation kritisiert. In einem Brief an den Innenminister schrieb er, die Farc hätten unter anderem Haushaltsgegenstände ohne Wert wie Besen, Schrubber und Gummistiefel inventarisiert, mit denen sie nun die Opfer des bewaffneten Konflikts zu entschädigen gedächten.

Pastor Alape, ehemaliger Verhandlungsführer der Farc bei den Friedensgesprächen, bewertete diese Äußerungen als Versuch, den Prozess der Übergabe ins Lächerliche zu ziehen, indem Martínez die Wahrheit vertusche und die Sensationsgier befördere. "Warum erwähnt der Staatsanwalt nicht, dass wir einen Viehbestand von 20.724 zur Verfügung stellen? Zudem übergeben wir 2,5 Milliarden Pesos in bar, 450.000 Dollar und 327 Kilo und 520 Gramm Gold", sagte er zu den Vorwürfen. Er fordere zudem die Offenlegung von Grundstückseintragungen und Dokumenten über Besitztümer wie Hotels, Restaurants, Gebäude, Fahrzeuge und Ländereien. Alape zufolge gehen diese Forderungen jedoch an der Realität vorbei: Die Farc seien eine Organisation des bewaffneten Aufstandes gewesen, die im Untergrund operiert und somit auch keine Rechtsform gehabt habe.

Auch aus rechtskonservativen Kreisen des kolumbianischen Kongresses kommt Kritik. So äußerte Hernán Penagos von der Partei U, "unnütze Besitztümer" könnten nicht eingereicht werden, da man mit ihnen die Opfer nicht entschädigen könne. Senator Juan Manuel Galán von den Liberalen nannte die Inventarliste der Farc "eine Beleidigung" der Opfer, die auf eine echte Entschädigung hofften.

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Abgabe ihrer Waffen an die Vereinten Nationen ist die Übergabe der Besitztümer und die darauf folgende Entschädigung der Opfer ein weiterer Punkt in der Einhaltung des Friedensabkommens zwischen den ehemaligen Rebellen und der kolumbianischen Regierung.

Innenminister Guillermo Rivera kündigte indes für die nächste Zeit die Gründung einer "Kommission zur Entgegennahme und Überprüfung von Besitztümern der Farc" an, die diese vor Ort identifizieren, ihren Wert bestimmen und die Übergabe garantieren werde.