Brasilien: Ex-Präsident von Petrobras in Haft

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In Haft: der frühere Präsident des halbstaatlichen Erdölkonzerns Petrobras in Brasilien, Aldemir Bendine
In Haft: der frühere Präsident des halbstaatlichen Erdölkonzerns Petrobras in Brasilien, Aldemir Bendine

Brasília. Gegen den früheren Präsidenten des halbstaatlichen Erdölkonzerns Petrobras, Aldemir Bendine, ist am Montag Haftbefehl erlassen worden. Die brasilianische Polizei hatte ihn am vergangenen Donnerstag festgenommen. Der Manager, der vor 2015 auch die brasilianische Staatsbank Banco do Brasil geleit hat, soll von der Baufirma Odebrecht Schmiergelder eingefordert und erhalten haben.

Seine Ernennung an die Spitze des Erdölunternehmens erfolgte ein Jahr nachdem die Operation “Lava Jato” (Waschanlage) angelaufen war, mit der hunderte von Staatsbeamten und Politikern wegen Korruptionsaffären untersucht, angeklagt und verurteilt wurden. Bendine sollte die Firma Petrobras wieder sanieren, deren Finanzen durch den Einbruch des Ölpreises auf dem Weltmarkt, aber auch durch Korruption schwer geschädigt waren.

Bendine arbeitete zwischen 2009 und 2015 an der Spitze der brasilianischen Nationalbank “Banco do Brasil” und anschließend bis zu seinem Rücktritt am 30. Mai 2016 bei Petrobras.

Richter Sergio Moro hatte ihn in der Stadt Sorocaba im Bundesstaat São Paulo festnehmen lassen und nach Curitiba beordert. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft und der Bundespolizei wird er verdächtigt, etwa 885.000 Dollar von der brasilianischen Baufirma Odebrecht erhalten zu haben. Damit sollten vergangene und künftige Gefälligkeiten von Bendine für Lateinamerikas größten Baukonzern bezahlt werden.

Zeitgleich mit der Verhaftung von Bendine wurden in mehreren Städten Brasiliens Wohnungen und Büros durchsucht. So in Pernambuco, Rio de Janeiro, San Pablo und in der Hauptstadt Brasília. Auch der Publizist André Gustavo Vieira da Silva, ein offizieller Mitarbeiter von Bendine, und dessen Sohn Antonio Carlos Viera da Silva wurden festgenommen. Beide sollen nicht nur eng mit dem Hauptverdächtigen zusammengearbeitet haben, sondern vor allem auch die Bestechungsgelder für den damaligen Präsidenten von Petrobras entgegengenommen haben.

Vor seiner Amtsübernahme bei Petrobras soll Bendine versucht haben, die Firma Odebrecht zu erpressen. Wie Oberstaatsanwalt Ribeiro Costa auf einer Pressekonferenz in Curitiba aus Anlass der Inhaftierungen erklärte, habe Bendine "als Präsident der Banco do Brasil von Odebrecht eine Summe von 17 Millionen brasilianischer Reales verlangt". Die Firma hatte sich zuerst geweigert, doch der Staatsbeamte forderte erneut die gleiche Summe und verwies dabei auf seine bevorstehende Beförderung auf den Chefposten bei Petrobras. Dort werde er eine strategische Position einnehmen und dem Bauriesen großen Schaden zufügen können. Das Argument überzeugte Odebrecht, die Summe wurde bezahlt.

Diese Details stammen aus den Aussagen der inhaftierten Direktoren des Odebrecht-Konzerns, die versuchen, ihre Haftzeit zu verringern indem sie mögliche frühere Mittäter beschuldigen.

Bendine wurde von der linken Präsidentin Dilma Rousseff (2011 – 2016) ernannt. Er "benutzte den Namen der Präsidentin der Republik, um sich gegenüber der Firma Odebrecht stark zu machen", sagte der Staatsanwalt. Die Untersuchungen hätten "keine Hinweise ergeben, die die frühere Präsidentin belasten würden."

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