Ecuador / Politik

Spannung vor Stichwahl in Ecuador

Enthüllungen um Geschäfte des rechten Kandidaten Guillermo Lasso sorgen für Skandal. Umfragen sagen Patt und deutlichen Vorsprung für Lenín Moreno voraus

lenin_moreno_wahlkampf_stichwahl_ecuador_2017.jpg

Lenín Moreno bei einer Versammlung mit Vertretern ländlicher Gemeinden in Guayaquil am 18. März
Lenín Moreno bei einer Versammlung mit Vertretern ländlicher Gemeinden in Guayaquil am 18. März

Quito. Ecuador bereitet sich auf die Stichwahl für das Präsidentenamt am 2. April vor. In einem Probedurchlauf testete am Sonntag die ecuadorianische Wahlbehörde ihre Systeme in den 24 Provinzen des Landes. Angehörige beider Parteien überwachten das Vorgehen der Wahlhelfer. In diesem Durchlauf konnten innerhalb von zwei Stunden 84 Prozent der Stimmen ausgezählt werden.

Am 2. April steht die Stichwahl zwischen dem linken Regierungskandidaten Lenín Moreno von der Alianza País und dem Neoliberalen Guillermo Lasso von der konservativen Partei Creo-Suma an. In der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am 19. Februar hatte Moreno 39,4 Prozent der Stimmen geholt, Gegenkandidat Lasso kam auf 28,1 Prozent. Mit einem Ergebnis von über 40 Prozent wäre Moreno direkt gewählt worden, nun muss er sich der Stichwahl stellen.

Da sich weitere Oppositionskandidaten dafür ausgesprochen haben, in der zweiten Runde für Lasso zu stimmen, könnte das Ergebnis knapp werden. Die Agentur Cedatos prognostiziert eine annähernde Pattsituation für den 2. April. Das Umfrageinstitut steht jedoch in der Kritik, da am Samstag bekannt wurde, dass der frühere Kollege und Wahlkampfmanager Lassos die Studie für 30.000 Dollar in Auftrag gegeben hatte. Ein anderes Institut, Perfiles de Opinión, errechnete in einer Umfrage unter 3.000 Wahlberechtigten einen klaren Vorsprung für Moreno: Mit 51 Prozent würde der linke Kandidat deutlich vor Lasso (35,5 Prozent) liegen.

Der rechte Bewerber Lasso muss sich derweil der Kritik des Steuerbetrugs erwehren. Der frühere Bankier soll ein intransparentes Netz aus Briefkastenfirmen und Treuhandgesellschaften unterhalten. Laut Recherchen der argentinischen Zeitung Página/12 besitzt Lasso 49 Briefkastenfirmen in den Steueroasen Panama, Cayman-Islands und dem US-Bundestaat Delaware. 2013 transferierte Lasso demnach Teile seines Millionenvermögens in Firmen in Delaware. Kurz darauf verlor er die Präsidentschaftswahlen gegen Rafael Correa und holte das Kapital wieder zurück nach Ecuador, wobei er es allerdings als ausländische Direktinvestition deklarierte und so keine Steuern zahlen musste. Nun ermitteln die Behörden wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung.

Für Entrüstung sorgte zudem die Nachricht, dass sich Lasso systematisch an den Finanzkrisen des Landes bereichert hatte. 1999, als die Banken für fünf Tage ihre Dienste einstellten, wuchs das Vermögen des Bankmanagers Lasso durch ein spekulatives Geschäft von einer auf 31 Millionen Dollar an. In der Folge dieser Krise verlor die Währung Ecuadors 195 Prozent ihres Wertes, die Arbeitslosigkeit verdoppelte sich. Im März 2008, als Ecuador von der globalen Finanzkrise getroffen wurde, gründete Lasso in Panama die Bank Banisi und verschob so 14 Millionen Dollar nach Zentralamerika. Lasso rechtfertigte dieses Geschäft damit, dass das "Correa-Gesetz" es ihm nicht erlauben würde, in Ecuador zu investieren, deswegen müsse er es anderswo tun. Pikanterweise berichten die privaten Medien, die dem konservativen Kandidaten nahestehen, nicht über diese Enthüllungen.

Die Stichwahl am 2. April gilt als richtungsweisend für Ecuador und Lateinamerika. Seit dem Regierungsantritt von Alianza País und Präsident Correa im Jahr 2007 und dem Beginn der "Bürgerrevolution" verfolgt das Land einen linken Kurs und hat die Armutsbekämpfung, kostenlose Bildung und Gesundheitsversorgung sowie die regionale Integration zu Prioritäten erhoben. Sollte Lasso nun in den Präsidentenpalast in Quito einziehen, würde das den Rechtsschwenk in Lateinamerika weiter vorantreiben. Der neoliberale Kandidat sprach sich unter anderem für steuerfreie Sonderwirtschaftszonen und private Krankenhäuser aus.

Wenn Sie über diesen Artikel mitdiskutieren wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder folgen Sie einfach diesem Link