Haiti / Politik

Kandidat der Opposition sagt Teilnahme an Stichwahl in Haiti ab

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Will bei Stichwahl in Haiti nicht antreten: Jude Célestin
Will bei Stichwahl in Haiti nicht antreten: Jude Célestin

Port-au-Prince. In Haiti hat der Kandidat der oppositionellen Partei Alternative Liga für den haitianischen Fortschritt und Emanzipation (Ligue alternative pour le progrès et l'émancipation haïtienne, Lapeh), Jude Célestin, die Teilnahme an der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen am 24. Januar abgesagt. Gegenüber mehreren Radiostationen begründete er die Entscheidung mit der seiner Meinung nach mangelnden Legitimität der Wahlbehörden.

Der Entscheidung zum Trotz haben Vertreter der Wahlbehörden den Rückzug des Oppositionskandidaten abgelehnt. Célestins Name werde in jedem Fall auf den Wahlscheinen auftauchen, hieß es seitens des Wahlrates CEP. Er werde damit automatisch gegen den Regierungskandidaten Jovenel Moise antreten. Die US-dominierte Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) rief indes beide Lager auf, "aktiv an den Wahlen teilzunehmen". Zugleich erklärten die USA und andere ausländische Regierungen ihre Unterstützung für den Wahlprozess, dessen Legitimität von oppositionellen Kräften im Land zunehmend in Frage gestellt wird.

Célestin hatte in mehreren Interviews seine Meinung bekräftigt, nach der es bereits bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen im vergangenen Oktober zu einem weitreichenden Wahlbetrug gekommen sein soll. Die offiziellen Ergebnisse, nach denen er auf dem zweiten Platz kam, seinen "absolut lächerlich".

In den kommenden Tagen will der Oppositionspolitiker seinen Rücktritt noch einmal schriftlich gegenüber dem CEP erklären. Nach den geltenden Wahlgesetzen könne Célestin jederzeit seinen Rücktritt erklären, sagte seinerseits der Ex-Senator Simon Desras, der damit der Meinung der Wahlbehörde widersprach.

Die ebenfalls oppositionelle Partei Fanmi Lavalas erklärte indes, die Entscheidung von Célestin zu unterstützen. Auch der Justitiar der Partei, Gervais Charles, sagte, die Oberste Wahlbehörde habe ihre Legitimität verwirkt.

Politische Beobachter erwarten nach der Entscheidung des Oppositionskandidaten neue Unruhen in dem Karibikstaat.