Massive Polizeigewalt gegen Demonstration in São Paulo

São Paulo. Die Polizei in der brasilianischen Metropole São Paulo hat am Dienstag eine geplante Demonstration gegen die Erhöhung der Fahrpreise des öffentlichen Nahverkehrs bereits vor Beginn gewaltsam beendet. Mehrere Menschen wurden dabei teils schwer verletzt, 15 Personen wurden verhaftet. 

Videos zeigen wie Polizeikräfte den Treffpunkt der Demonstration auf der zentralen Avenida Paulista einkesseln, mit Tränengas und Gummigeschossen attackieren und auf Demonstranten einschlagen. "Das war die gewalttätigste Demonstration meines Lebens. Die Polizei hat den Treffpunkt eingekreist, uns auseinandergetrieben und Tränengasgranaten gezielt auf uns geschossen", sagte die Aktivistin Flavia Brancalion. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International übt scharfe Kritik: Es sei besorgniserregend, dass die Militärpolizei von São Paulo friedliche Proteste "mit einem völlig übertriebenen und unnötigen Einsatz und willkürlichen Verhaftungen" niederschlage.

Laut den Aussagen von Demonstranten wurde zudem ein flüchtender Demonstrant von einer Gruppe Polizisten auf Motorrädern angefahren und schwer verletzt. Der Sekretär für Sicherheit in São Paulo, Alexandre de Moraes, verteidigte indes das Vorgehen der Polizeikräfte. Er habe "nur Lob für den Einsatz" erhalten und verteidigte die angewendete Strategie.

Die Bewegung für den kostenlosen Nahverkehr (MPL) hatte zu den Protesten aufgerufen.Sie richten sich gegen die Anfang des Jahres in Kraft getretene Erhöhung der Fahrpreise. Diese hatten Bürgermeister Fernando Haddad von der Arbeiterpartei PT und Gouverneur Geraldo Alckmin von der rechtsgerichteten PSDB gemeinsam beschlossen. Bereits im Juni 2013 führte die Erhöhung der Fahrpreise zu Protesten in der Millionenstadt, die in wochenlangen Massendemonstrationen im ganzen Land gipfelten. Im Januar 2015 wurde in São Paulo erneut ein Anstieg der Preise beschlossen, wieder kam es zu Protesten.

Bereits vergangene Woche demonstrierten mehrere tausend Menschen in São Paulo gegen die jüngste Erhöhung. Die Polizei beendete die Demonstration vorzeitig und verletzte mehrere Teilnehmer. Ein Video zeigt wie Polizisten eine Gruppe von Demonstranten verhaften und Sprengsätze in den Rucksäcken der Festgenommen verstauen.

Die MPL ruft bereits für Donnerstag zur nächsten Demonstration sowie zu dezentralen Aktionen auf: "Wenn die Polizei die Repression erhöht, erhöhen wir den Widerstand", schreibt die Bewegung auf ihrer Facebook-Seite.