Zahl ermordeter Menschenrechtler in Kolumbien 2015 weit über dem Durchschnitt

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Protestaktion für ein Ende der Gewalt in Buenaventura, Kolumbien 2015
Während einer Protestaktion für ein Ende der Gewalt in Buenaventura, Kolumbien 2015

Bogotá. In Kolumbien sterben jedes Jahr durchschnittlich 33 Menschenrechtsaktivisten eines gewaltsamen Todes. Nach Informationen der Vereinten Nationen (UN) wurden zwischen 1994 und 2015 in dem südamerikanischen Land 729 Personen ermordet, weil sie sich für Menschenrechte einsetzten.

Den UN zufolge wurden bereits zwischen Januar und Juli dieses Jahres 69 Delikte registriert. Das übertrifft den Durchschnitt um mehr als das Doppelte. Die hohe Zahl der Morde beweise die Unzulänglichkeit staatlicher Maßnahmen, heißt es in einer Pressemitteilung vom 19. November. Der kolumbianische Staat schaffe es nicht, den Aktivisten das Recht auf Leben, Unversehrtheit und freie Ausübung ihrer Tätigkeit zu garantieren. Darüber hinaus werde kaum einer der Morde aufgeklärt. Die UN forderten die Staatsanwaltschaft auf, entsprechende rechtliche Mittel zur Aufklärung einzuleiten. Vom Staat selbst erwarte man "effiziente materielle und politische" Maßnahmen zum Schutz dieser Personengruppe. Polizei und Militär müssten ihre Anstrengungen verdoppeln.

Vor allem Menschenrechtsaktivisten afrokolumbianischer und indigener Bevölkerungsgruppen werden in Kolumbien immer wieder Opfer gewaltsamer Übergriffe. So wurde zuletzt am 9. November der Afrokolumbianer Jhon Jairo Ramírez Olaya vor den Augen seiner Familie in der Stadt Buenaventura von Paramilitärs verschleppt und erschossen. Der 23-Jährige war in der Organisation “Rostros y Huellas del Sentir Humano” aktiv, die sich für die Rechte von benachteiligten Kindern und Jugendlichen stark macht. Seine Kollegen Leonard Renteria Vallecilla und Víctor Angulo Advíncula wurden ebenfalls mit dem Tod bedroht. Die Organisation war in der Vergangenheit mehrfach ins Visier paramilitärischer Gruppen geraten.