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Bolivien und Chile wollen diplomatische Beziehungen wieder aufnehmen

Boliviens Streben nach einem souveränen Meereszugang wird von Chile weiterhin zurückgewiesen. Papst Franziskus könnte Vereinbarungen überwachen

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Boliviens Präsident, Evo Morales, will diplomatische Beziehungen zu Chile und einen souveränen Meereszugang
Boliviens Präsident, Evo Morales, will diplomatische Beziehungen zu Chile und einen souveränen Meereszugang

La Paz/Santiago de Chile. In den vergangenen Tagen haben sich sowohl Bolivien als auch Chile für die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zueinander ausgesprochen. Diese sind seit 37 Jahren unterbrochen. Über die genauen Bedingungen und Voraussetzungen herrscht jedoch weiterhin Uneinigkeit.

Boliviens Präsident, Evo Morales, hatte auf einer Pressekonferenz seiner chilenischen Amtskollegin, Michelle Bachelet, zunächst die Entsendung von Botschaftern vorgeschlagen. Zugleich  hatte er jedoch auch eine Lösung des Konfliktes um den Meereszugang Boliviens in den nächsten fünf Jahren gefordert. Dafür könne er sich eine Zusammenarbeit mit dem Vatikan vorstellen, um den Papst in diesem Rechtsstreit einzuschalten. Papst Franziskus hatte bei seiner Südamerikareise Anfang des Monats für eine Annäherung der Nachbarländer geworben.

Chile besteht jedoch auf einer Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen ohne Vorbedingungen. Der Außenminister des Landes, Heraldo Muñoz, sagte auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz, das Angebot Boliviens sei unbefriedigend und widersprüchlich. Bolivien würde nun das erbitten, wofür es seit 2013 vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag streitet. Er beklagte zudem, dass Bolivien in vielen Bereichen der Zusammenarbeit das Thema Meereszugang immer wieder als Bedingung vorbringen würde. Chile habe sich zu diesem Thema klar positioniert und warte nun die Rechtsprechung aus Den Haag ab, so Muñoz.

Boliviens Sonderbeauftragter für maritime Angelegenheiten, Carlos Mesa, betonte hingegen, dass ein Dialog über die Beziehungen zwischen den beiden Ländern auch unabhängig von dem Prozess in Den Haag stattfinden müsse. Des Weiteren habe Morales den Papst nicht als Vermittler sondern als Garanten einer möglichen Lösung in dem Konflikt ins Spiel gebracht, so Mesa weiter.

Auch Evo Morales betonte, dass er weder Vorbedingungen stelle, noch die chilenische Regierung mit einer Hinzunahme des Papstes erpressen wolle. Es sei die Verantwortung beider Länder die diplomatischen Beziehungen wieder aufzubauen und die chilenischen Verantwortlichen müssten einsehen, warum die diplomatischen Beziehungen kaputt gegangen seien. Bolivien wolle friedliche und stabile Lösungen finden, die beiden Ländern nutzen und die südamerikanische Integration vorantreiben würden, so Morales. Die Einbeziehung des Papstes sei wichtig, da in der Vergangenheit immer wieder Vereinbarungen nicht eingehalten worden seien, so der bolivianische Präsident weiter.

Bolivien verlor im Pazifikkrieg 1879 – 1883 einen 400 Kilometer langen Küstenstreifen und ein Gebiet von rund 120.000 Quadratkilometern, das seitdem zu Chile gehört. Vor allem die bolivianische Wirtschaft sieht sich durch den fehlenden souveränen Meereszugang wichtiger Entwicklungschancen beraubt, da die Wettbewerbsfähigkeit durch hohe Transportkosten und Gebühren ausländischer Häfen eingeschränkt ist. Im April 2013 reichte Bolivien daher Klage beim internationalen Gerichtshof in Den Haag ein.