Oxfam-Bericht: Extreme Ungleichheit in Mexiko

Mexiko-Stadt. Laut einer von der von der Hilfsorganisation Oxfam durchgeführten Studie mit dem Titel "Extreme Ungleichheit in Mexiko" besitzt ein Prozent der mexikanischen Bevölkerung fast die Hälfte des nationalen Reichtums (43 Prozent). Mehr als die Hälfte der Mexikanerinnen und Mexikaner (54,4 Prozent) leben demnach in Armut, während das Vermögen der vier Milliardäre in etwa neun Prozent des mexikanischen BIP entspricht.

Obwohl die mexikanische Wirtschaft zwischen 2005 und 2014 kaum Wachstum verzeichnete, der Durchschnittslohn gleich blieb und die Anzahl derer, die in Armut leben, eher zunahm, gelang es den Milliardären, ihren Wohlstand jährlich um durchschnittlich fünf Prozent zu steigern. Unter ihnen auch Carlos Slim, der zeitweise als die weltweit reichste Person eingestuft wurde. Im internationalen Vergleich gilt Mexiko als relativ wohlhabend. Immerhin belegt es den 14. Platz der weltweit größten Wirtschaftssysteme. Eine Umverteilung durch wirtschaftspolitische Maßnahmen findet allerdings nicht statt.

Die Ursachen für das ökonomische Ungleichgewicht seien in einer Politik verankert, die wohlhabende Bürger begünstigt. Gerardo Esquivel, Professor für Wirtschaft der Universität Colegio de México und Autor des Berichts, bekräftigte, dass die ungleiche Verteilung ökonomischer Ressourcen insbesondere struktureller Natur sei, da die mexikanische Wirtschaftspolitik in keiner Weise progressiv sondern so konzipiert sei, dass eine Umverteilung von Reichtum fast unmöglich wäre. Es sind folglich insbesondere strukturelle Bedingungen, die eine gerechte Verteilung zusätzlich erschweren beziehungsweise erst gar nicht ermöglichen. So gibt es beispielsweise eine hohe Mehrwertsteuer, die alle Konsumenten indirekt zu Abgaben zwingt, während auf Einkommen und Vermögen im Vergleich zum OECD-Durchschnitt sehr geringe Steuern erhoben werden. Auch die Unternehmenssteuer ist vergleichsweise niedrig und erst seit kurzem werden Gewinne durch Aktiengeschäfte besteuert.

Von der Ungleichheit sind am stärksten Indigene betroffen, von denen ein Großteil in Armut oder extremer Armut lebt.

Immer wieder werden Statistiken und Berichte veröffentlicht, die ein Abbild der wirtschaftlichen Situation in Mexiko geben sollen. Die konkreten Zahlen unterscheiden sich dabei oftmals. Dennoch kommen die meisten auf Ergebnisse, die die Oxfam-Studie unterstützen. Dass die Ungleichheit in Mexiko stetig zunimmt und sich der Wohlstand immer stärker in einem kleinen Personenkreis konzentriert, ist daher nicht von der Hand zu weisen.

Das nationale Institut für Statistik und Geographie (INEGI) kam kürzlich auf ein wesentlich milderes Ergebnis, demzufolge 43 Prozent des Reichtums in den Händen von nur zehn Prozent der Bevölkerung sei. Hier wurden allerdings der Wohlstand der kleinen Elite extrem Reicher und die vier Milliardäre nicht einbezogen, da diese Daten nicht öffentlich seien und anhand anderer Faktoren geschätzt werden müssten, kritisiert Esquivel die Ergebnisse des INEGI.