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Fifa-Skandal trifft vor allem Lateinamerika

Sechs der acht bislang Festgenommenen aus Staaten südlich der USA. Verhaltene Reaktionen und Misstrauen von Politikern aus der Region

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Graffito von Maradona – hat er Chancen in einer reformierten Fifa?
Graffito von Maradona – hat er Chancen in einer reformierten Fifa?

Bern. Der nach wie vor schwelende Korruptionsskandal beim Weltfußballverband Fifa betrifft vor allem Verbände aus lateinamerikanischen Ländern. Unter den Inhaftierten befinden sich der Uruguayer Eugenio Figuerdo, langjähriger Präsident des uruguayischen Fußballverbandes (1997-2006), Präsident des südamerikanischen Fußballdachverband Conmebol und ab 2014 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Auch der von den Cayman-Inseln stammende Jeffrey Webb, Vizepräsident des Exekutivkomitees und wichtiger Vertrauter von Fifa-Chef Joseph Blatter, wurde festgesetzt. Webb ist auch Präsident der Nord- und Zentralamerikanischen sowie karibischen Fußball-Konföderation (Concacaf). Weitere Verhaftete sind der Brasilianer José María Marín, der Costa-Ricaner Eduardo Li, Rafael Esquivel aus Venezuela und Julio Rocha Lo aus Nicaragua.  

Das Schweizer Bundesamt für Justiz hatte die Fußballfunktionäre auf ein Verhaftungsgesuch der US-Behörden festnehmen lassen. Die New Yorker Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Funktionäre wegen des Verdachts der Annahme von Bestechungsgeldern und verdeckten Provisionen seit Beginn der 1990er Jahre. Die mutmaßlichen Bestecher – darunter Vertreter von Medien und Sportvermarktungsunternehmen – sollen rund 100 Millionen US-Dollar an hochrangige Fifa-Funktionäre gezahlt haben. In Gegenleistung sollen sie die Medien-, Vermarktungs- und Sponsoringrechte bei der Austragung von Fußballturnieren in den USA und Lateinamerika erhalten haben. Gemäß dem Verhaftungsgesuch sind diese Straftaten in den USA abgesprochen und vorbereitet worden, die Zahlungen liefen angeblich über US-Banken.

Auch wurde Jack Warner in seiner Heimat Trinidad und Tobago festgesetzt. "Schmiergeld-Jack”, wie er auch genannt wird, war Blatters Vize und Mitglied des Exekutivkomitees, aus dem er 2011 ausschied. Grund dafür waren mehrere ethische Vergehen, unter anderem den Verkauf von Tickets auf dem Schwarzmarkt.

Festgesetzt wurde auch der ehemalige südamerikanische Fußball-Chef Nicolás Leoz in seiner Heimatstadt Asunción, der Hauptstadt von Paraguay. Einer "Weltmeisterschaft der Korruption” habe man die "rote Karte gezeigt” frohlockte der US-Ermittler Richard Webb bei einer Pressekonferenz. Die Reaktionen in Lateinamerika waren verhaltener.

Ecuadors Präsident Rafael Correa zeigte sich bestürzt. "Meiner Meinung nach ist das schrecklich und sehr schmerzlich, denn sieben Verhaftete stammen aus Lateinamerika und der Karibik, es ist eine Schande für die Region", sagte er.  Dieser Meinung schloss sich auch Boliviens Präsident Evo Morales an. Morales sah weiteren Handlungsbedarf und forderte, dass der Fifa-Skandal auf die Agenda des anstehenden Gipfeltreffens EU-Celac am 10 und 11. Juni 2015 in Brüssel gesetzt wird. An dem Treffen nehmen führende Politiker der EU und der Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten teil. Der Fifa-Skandal regte Morales sichtlich auf. Die Fifa zerstöre den Fußball, sagte er. Zugleich warf er die Frage auf, wie es zu der massiven Misswirtschaft hatte kommen können.

Auch einige Weltfußballer aus Lateinamerika haben sich zu dem geschehen geäußert. Der frühere Stürmerstar Brasiliens Romário de Souza Faria, der heute im Senat sitzt, schrieb auf Facebook: "Beste Nachricht. Ich hoffe jetzt, das Wasser dieser großen Welle reicht aus, um all die Korruption hinwegzufegen, auf der die Fifa reitet."

Argentiniens Fußballstar Diego Maradona hatte in der Vergangenheit schon mehrfach Stellung gegen die Fifa bezogen, vor allem gegen Blatter. "Ich lief dem Ball hinterher, er den Champagnergläsern", so eines der bekannten Zitate

Zuletzt wurde Maradona von Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro als Blatter-Nachfolger ins Spiel gebracht. Der frühere brasilianische Fußballer Zico (Arthur Antunes Coimbra), heute Trainer in Indien, brachte sich selbst ins Spiel. Auf seiner Facebookseite schrieb er zu einer möglichen Kandidatur: "Warum nicht? In meinem Leben ist es immer um Fußball gegangen."