St. John's. Die Ministerin für Soziales und Jugend des Karibikstaates Antigua und Barbuda, Samantha Marshall, hat Mitglieder des Commonwealth in der Karibik dazu aufgerufen, den Besitz geringer Mengen von Marihuana zu legalisieren. Marshall unterstrich bei einem Treffen der Jugendminister Ende April auf Antigua die Notwendigkeit, die regionale Drogenpolitik zu liberalisieren, um die Kriminalisierung von Jugendlichen zu stoppen. Diese würden Marshall zufolge am häufigsten wegen Verstößen gegen das Marihuana-Verbot verhaftet.
Die Ministerin verwies in diesem Zusammenhang auf Jamaica, wo noch im vergangenen Monat ein Gesetz verabschiedet wurde, demzufolge der öffentliche Konsum sowie der Besitz geringer Mengen nicht mehr mit Arrest, sondern lediglich mit Geldstrafen geahndet wird. Die übrigen Länder des Commonwealth in der Karibik sollten sich am Beispiel Jamaicas orientieren und gleichzeitig ihre Aufklärungsarbeit fortsetzen, um den Drogenmissbrauch einzudämmen, betonte die Ministerin.
Marshall bezeichnete den Umgang mit Marihuana verglichen mit der Akzeptanz von Alkohol und Tabak als "Doppelstandard", da letztere "erwiesenermaßen ein größeres Suchtpotenzial bergen" würden, im Gegensatz zu Marihuana aber nicht verboten seien. "Die Doppelstandards müssen beendet werden und wir müssen aufhören, nach der Pfeife von jemand anderem zu tanzen", so Marshall. Damit spielte die Jugendministerin auf den starken Einfluss der USA auf die Drogenpolitik in der Region an. So hatte erst Anfang des Jahres die United States Coast Guard ein Boot mit knapp zwei Tonnen Marihuana in Gewässern südlich von Jamaica abgefangen.
Der 1971 von Präsident Nixon ausgerufene "Krieg gegen Drogen" war schon 2010 vom US-Verteidigungsminister Robert Gates für verloren erklärt worden und erfährt mittlerweile durch liberalere Gesetzgebungen in Lateinamerika, wie zum Beispiel in Uruguay oder jüngst auf Jamaica, offenen Widerspruch.