Die Hälfte der Frauen in Lateinamerika hat keine bezahlte Arbeit

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Im Vergleich verrichten Frauen in Lateinamerika durchschnittlich doppelt so viel unentgeltliche Arbeit wie Männer
Im Vergleich verrichten Frauen in Lateinamerika durchschnittlich doppelt so viel unentgeltliche Arbeit wie Männer

Santiago de Chile. Laut einer aktuellen Studie der Kommission für Wirtschaft in Lateinamerika und der Karibik (Cepal) hat sich die Rolle der Frau auf dem Arbeitsmarkt in den vergangenen zwanzig Jahren in der Region kaum verändert. Die Kommission fordert daher mehr ökonomische Autonomie für Frauen, um dadurch mehr Freiheiten in der Lebensgestaltung zu gewährleisten. Die Werte unterscheiden sich jedoch je nach Land.

In Lateinamerika sind es hauptsächlich Frauen, die Aufgaben im Haushalt und der Familie übernehmen und dadurch häufig von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen sind und weniger Möglichkeiten haben, ihre berufliche Situation voranzubringen. Im Vergleich verrichten Frauen durchschnittlich doppelt so viel unentgeltliche Arbeit wie Männer. Direkte Folgen sind erheblich geringere Einkommen. Indirekt wird dadurch aber vor allem der Zugang zu sozialem Schutz erschwert, da weniger ökonomische Mittel zu Verfügung stehen, über die unabhängig und frei entschieden werden kann.

Durch das Fehlen von ökonomischer Selbstbestimmung würde eine Kette von Abhängigkeiten generiert, so der Bericht. Die Studie zeigt, dass vor allem Frauen mit hohem Bildungsabschluss und wenigen familiären Verpflichtungen finanziell unabhängiger sind. Daran könne man feststellen, dass es besonders an sozialpolitischen Mechanismen mangelt, welche Frauen trotz Familie die Möglichkeit bieten, Bildung in Anspruch zu nehmen oder sich beruflich weiterzuentwickeln.

Etwa die Hälfte aller Lateinamerikanerinnen geht keiner bezahlten Tätigkeit nach. Während sich die Teilhabe der Frauen am Arbeitsmarkt in den 1990er Jahren noch allmählich ausweitete, kann man seit den frühen 2000er Jahren nur noch einen sehr geringen Anstieg erkennen. Die Anzahl der Männer, die in einem Arbeitsverhältnis sind, blieb im Vergleich mit etwa 77 bis 79 Prozent über den gesamten Zeitraum stabil.