Unbekannte brechen bei chilenischer Menschenrechtskommission ein

Santiago de Chile. Bei einem Einbruch in die Büros der chilenischen Menschenrechtskommission am Montag ist neben technischem Equipment auch umfangreiches Zeugenmaterial über Menschenrechtsverbrechen während der Militärdiktatur (1973-1990) gestohlen worden. Der Präsident der Kommission, Gabriel Pozo, geht deswegen davon aus, dass es bei dem Einbruch nicht um materielle Werte ging, sondern darum, das Zeugenmaterial zu entwenden: "Es wurden drei Bücher mit spezifischen Infomationen über viele Fälle gestohlen, die gerade vor Gericht verhandelt werden und ein Set an Fotografien, die keinerlei finanziellen Wert haben. Es hat den Anschein, als ob das technische Equipment nur entwendet wurde um die wahre Absicht zu vertuschen." Unter dem Material finden sich unter anderem Fälle von über 80 Verhaftungen, die derzeit gerichtlich untersucht werden.

Pozo sieht in dem Einbruch einen klaren Versuch der Einschüchterung und der Behinderung der Aufklärungsarbeit. Vom Material selbst gebe es allerdings zu großen Teilen Kopien in der Nationalbibliothek bzw. zur Verwendung in den laufenden Prozessen. Zudem sei im Dokumentationszentrum noch eine Vielzahl weiteren Materials.

Mireya García, führenden Aktivistin der "Vereinigung der Angehörigen der Verschwundenen", bezeichnete den Einbruch als "Angriff auf die Erinnerung an die Menschenrechte" und forderte ernsthafte Aufklärungsarbeit durch Behörden und Justiz sowie eine Erklärung von Innenminister Andres Chadwick, in der er solche Taten verurteilt. Chadwick gehört der rechten Regierungspartei Unión Demócrata Independiente (UDI), deren Geschichte in direkter Linie zur Diktatur steht.

Der Sitz der chilenischen Menschenrechtskommission war in den siebziger Jahren ein zentraler Ort der Geheimpolizei DINA. Er war Gefängnis und Folterort und die Büros von DINA-Chef Manuel Contreras befanden sich in dem Haus. Der Einbruch war der erste dieser Art in die Büros der Kommission.