Auszeichnung für mexikanische Menschenrechtler

Mexiko Stadt. Am 25. September haben die deutsche und die französische Botschaft in Mexiko gemeinsam den ersten Gilberto-Bosques-Preis für Menschenrechte an den Migrantenaktivisten Fray Tomás Castillo vergeben. Zahlreiche Persönlichkeiten und Organisationen des größten mittelamerikanischen Landes waren für den deutsch-französischen Preis vorgeschlagen worden, der den Namen des mexikanischen Generalkonsuls und Flüchtlingshelfers Gilberto Bosques trägt. Bosques, bekannt als der mexikanische Schindler, stellte in Südfrankreich zwischen 1939 und 1943 Visa für mehrere zehntausend Personen aus – insbesondere Antifaschisten aus Spanien und jüdische Flüchtlinge – und rettete sie so vor dem Zugriff der Nationalsozialisten.

Die Jury entschied, diesen ersten Bosques-Preis an Castillo, den unerschrockenen Leiter der Migrantenherberge "La 72" in Tenosique im südöstlichen Bundesstaat Tabasco zu verleihen. In "La 72" können sich die mittelamerikanischen Migranten ausruhen. Castillo widmete in seiner Dankesrede die Auszeichnung dem politischen Gefangenen Alberto Patishtan, was das Publikum mit langanhaltendem Applaus bedachte. Außerdem betonte Fray Tomás den Mut der Migranten, die er als "ein Volk im Aufstand" bezeichnete, da sie sich nicht mit den Brosamen begnügten, die sie in ihren Herkunftsländern erhalten, sondern auf ihrer Suche nach einem würdigen Dasein "Gesetze herausfordern und Grenzen überqueren“. Fray Tomas musste aufgrund wiederholter Morddrohungen den Bundesstaat Tabasco zeitweise verlassen.

Ebenfalls für ihr Engagement ausgezeichnet wurden zwei weitere Preisanwärter: Eine "ehrenvolle Würdigung" für ihre Arbeit erhielten die indigene Menschenrechtlerin Felicitas Martínez aus Guerrero, die unter anderem als Koordinatorin der autonomen indigenen Gemeindepolizei wirkte, sowie die Organisation Codigo DH aus Oaxaca, die sich gegen Folter und andere schwere Menschenrechtsverletzungen einsetzt. Edmund Duckwitz, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, hob das Einstehen der Gewürdigten für die Menschenrechte "trotz anhaltender Kriminalisierung" ihrer Arbeit hervor. Die  französische Botschafterin Elisabeth Beton Delègue möchte den Preis als eine Würdigung aller Frauen und Männer, die sich in Mexiko der gefährlichen Verteidigung der Menschrechte widmen, verstanden wissen. Die ungewöhnlich deutlichen Worte der Diplomaten auf dem Gelände der Ombudsstelle für Menschenrechte von Mexiko Stadt wurden vom Publikum mit großer Zustimmung aufgenommen. Vertreter der mexikanischen Regierung von Präsident Peña Nieto glänzten bei dem Ereignis durch Abwesenheit. Eréndira Bósques, eine Nichte Gilberto Bosques, schloss die Ausgezeichneten mit bewegten Worten in ihre Familie ein. Es sei für sie eine Ehre, dass diese Anerkennung den Namen ihres Großvaters trage, als "Teil einer Auszeichnung für Menschen, die ihr Leben für die Verteidigung der Menschenrechte einsetzen".