Kuba / Politik

Fidel Castro dementiert Einreiseverbot für Snowden

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Fidel Castro
Fidel Castro dementiert, dass Kuba sich dem Druck der US-Regierung gebeugt und deswegen Snowden nicht hat einreisen lassen

Havanna. Kubas früherer Präsident Fidel Castro hat Meldungen dementiert, wonach Kuba sich dem Druck der US-Regierung gebeugt habe, den US-Whistleblower Edward Snowden nicht einreisen zu lassen. In seiner "Reflektion“ vom 27. August nannte er dies eine "bezahlte Lüge". Weiter schrieb Castro: "Ich weiß nicht, ob irgendjemand irgendwo etwas zu Snowden gesagt hat oder nicht, denn das ist nicht meine Aufgabe. (...) Ich wäre aber nicht damit einverstanden, dass irgendjemand, unabhängig davon, welches seine Verdienste auch seien, im Namen von Kuba sprechen kann."

Castro bezog sich auf Meldungen der russischen Zeitung Kommersant, die am Tag zuvor vermeldet hatte, dass Snowden vor allem deshalb wochenlang in der Transitzone des Moskauer Flughafens Scheremetjewo festsaß, weil Kuba ihm auf Druck der US-Regierung die Einreise verweigerte. Verschiedene Nachrichtenagenturen hatten diese Meldung übernommen.

Snowden, der wegen Geheimnisverrat in den USA vor Gericht gestellt werden soll, nachdem er brisante Details von Überwachungsprogrammen des US-Geheimdienstes NSA öffentlich gemacht hatte, hatte demnach geplant, einen Tag nach seiner Ankunft aus Hongkong am 23. Juni in Moskau mit Aeroflot nach Havanna weiter zu fliegen. Aber Snowden trat den Flug nie an. Nach sechs Wochen des Ausharrens im Transitbereich von Scheremetjewo gewährte ihm Russland Anfang August Asyl für zunächst ein Jahr. Den Flughafen hat er mittlerweile verlassen.

Russland habe Snowden einreisen lassen, da Snowden gegenüber russischen Vertretern in Hongkong erklärt hätte, er wolle über Moskau und Kuba in ein lateinamerikanisches Land (die Rede ist von Bolivien oder Ecuador) weiterreisen, schreibt Kommersant mit Verweis auf eine Quelle in der russischen Regierung. Demnach habe sich Snowden zwei Tage im russischen Konsulat in Hongkong aufgehalten und dort auch seinen 30. Geburtstag begangen. Russland hatte dagegen immer davon gesprochen, von der Einreise Snowdens überrascht worden zu sein.

Zudem berichtet Kommersant und stützt sich dabei auf mehrere Quellen, darunter eine dem US-Außenministerium nahe stehende, dass Kuba in letzter Minute russische Stellen bat, Snowden nicht an Bord der Aeroflot-Maschine gehen zu lassen. Der kubanische Sinneswandel sei erfolgt, nachdem die USA Havanna mit "nachteiligen Konsequenzen“ gedroht hätten. Wie die aussehen könnten, ist angesichts der Jahrzehnte andauernden US-Blockade gegen Kuba fraglich.