Kolumbien: Landesweiter Streik der Kaffeebauern

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Fordern unter anderem einen Mindestpreis für Kaffee: Streikende Kaffeebauern
Fordern unter anderem einen Mindestpreis für Kaffee: Streikende Kaffeebauern

Bogotá. Mehr als 70.000 Kaffeebauern haben am vergangenen Montag in 16 Bundesstaaten Kolumbiens einen Streik ausgerufen. Zurzeit blockieren sie vier wichtige Landstraßen, unter anderen die Panamericana. Sie kritisieren, dass der von der Regierung festgelegte Kaffeebohnenpreis nicht einmal die Produktionskosten decke. Aktuell bekämen die Landarbeiter etwa 500.000 Pesos für 125 Kilo Kaffee (circa 200 Euro), obwohl ihre Kosten dafür etwa 700.000 Pesos (circa 300 Euro) betragen, so die Zeitung El Mundo. Deshalb fordern die Streikenden die Regierung auf, einen Mindestpreis von 800.000 Pesos (circa 340 Euro) festzulegen, informierte der Sprecher der Kaffeebauern von Tolima, Danilo López.

Ein weiteres Problem sei die Vergabe von momentan für die Kaffeeproduktion verwendeten Ländereien an Bergbauunternehmen durch die Regierung. Im Bundesstaat Caldas zum Beispiel ist der Konzern Gran Colombia Gold und in Risaralda der Multi Seafield Ressources aktiv. Es wird befürchtet, dass sie mit einer Ausweitung ihrer Aktivitäten die Kaffeebauern vertreiben, so die linksgerichtete Partei Polo Democrático.

Die aktuelle Krise ist auch die Folge von mehreren durch die kolumbianische Regierung geschlossenen Freihandelsabkommen: Die umfangreichen Importe von preiswerteren Kaffeebohnen nach Kolumbien zerstören den Binnenmarkt. Ein weiteres aktuelles Problem für die Kleinbauern besteht darin, dass sie inzwischen große Schulden angehäuft haben, die durch die niedrigen Preise kaum abzuzahlen sind.

Von der Kaffeekrise sind mindestens 500.000 Familien betroffen. Auch die Landarbeiter, die Kakao, Reis oder Wolle produzieren, sehen sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Dem Streik haben sich über 7.000 Kakaobauern angeschlossen. Auch Indigene, kleine Händler und kleine Transportfirmen unterstützen den Kampf der Kaffeebauern.

Die Reaktion der Regierung war bislang ausgesprochen repressiv. Der Landwirtschaftsminister Camilo Restrepo sagte, die FARC hätten sich der Mobilisierung angeschlossen. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos äußerte, es handele sich um einen „ungünstigen, unfairen und unnötigen Streik“.

Am Montag ist die Spezialeinheit zur Aufstandsbekämpfung (ESMAD) an mehreren Mobilisierungspunkten eingesetzt worden. Am Ende des Tages wurden über 75 verletzte Demonstranten gemeldet. Einigen von ihnen wurden durch Geschosse die Arme und Beine verstümmelt. Nach einem Treffen verschiedener Minister mit Präsident Santos erklärte Innenminister Fernando Carrillo gestern, die Regierung werde erst dann mit den Kaffeebauern sprechen, wenn die Blockaden und der Streik beendet seien.