Peru

Studie warnt vor Raubbau in Peru

Ungebremste Vergabe von Öl- und Gaslizenzen bedroht Umwelt und indigene Völker im Amazonasgebiet

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Studie warnt vor Raubbau in Peru
Massive Repression in Bagua Mitte 2009

Lima. Biodiversität und indigene Völker in Peru drohen endgültig unter die Räder von Industrialisierung und Gewinnstreben zu geraten. Das geht aus einer Studie der Autonomen Universität aus dem spanischen Barcelona (UAB) hervor, die in Kooperation mit der US-amerikanischen Umweltschutzorganisation "Save America´s Forests" erstellt wurde. Die Regierung von Präsident Alan García, so heißt es darin, habe "an Gas- und Ölfirmen in den letzten vier Jahren Konzessionen vergeben wie zu keinem anderen Moment zuvor".

Mit 52 Konzessionen für Erforschung, Erschließung und Abbau von fossilen Brennstoffen haben sich multinationale Konzerne wie die brasilianische Petrobras oder die kanadische Petrolifera schon heute mehr als 41 Prozent des gesamten peruanischen Amazonas-Gebietes gesichert. Das der Hauptstadt Lima ansässige "Institut für das Allgemeinwohl" (IBC) spricht gar von 47 Prozent. Ein Ende ist nicht in Sicht: "2003 deckten die Claims für Öl und Gas 15 Prozent des Urwalds ab. Heute erstrecken sie sich schon über 70 Prozent", beschreibt das IBC den Trend.

Auf die in Perus Verfassung und Bodengesetzen garantierten Eigentums- und Schutzrechte der Indigenen wird keine Rücksicht genommen. Ein Fünftel der geschützten Indigenen-Reservate und fast die Hälfte von in die offiziellen Bodenregister eingetragenen Indigenen-Landrechte sind mittlerweile konzessioniert und zum Verkauf freigegeben, so die UAB-Studie. Perus Regenwald ist eines der Gebiete mit der größten Biodiversität auf der Welt. Gerade die indigenen Völker aber sind es, welche die Natur durch ihre nachhaltige und vorsichtige Subsistenzwirtschaft erhalten.

Doch ist Präsident García allein an Perus "nationaler Entwicklung" interessiert. Umweltschutz und Indigenen-Rechte tat er in einem Zeitungsartikel von 2007 als eine "Erfindung" der "Feinde Perus" ab. Diese wünschten sich das Land weiter "arm und unterentwickelt". 2009 dann dekretierte er das Gesetz 1090 für Waldwirtschaft und Fauna, ein regelrechter Freibrief für Umweltzerstörung. Im "nationalen Interesse" kann seitdem jedes Stück Land verkauft werden. Auf den Protest der Indigenenorganisation "Interethnische Vereinigung für die Entwicklung des Regenwaldes" (AIDESEP) reagierte der peruanische Staat wiederholt mit der Entsendung von Polizei und Militär. Im Juni 2009 wurden in der nordperuanischen Stadt Bagua bei Auseinandersetzungen 33 Menschen getötet.


Bildquelle: survivalinternational.org/ Marijke Deleu, Thomas Quirynen