Uruguay / Politik

Viele Gewinner in Uruguay

Stichwahl zwischen Mujica und Lacalle Ende November. Rechte könnte Kräfte bündeln. Anliegen beider Referenden abgelehnt

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Viele Gewinner in Uruguay
José "Pepe" Mujica (r.) und sein Vizepräsidentschaftskandidat Danilo Astori (l.) bei der Wahlfeier

Montevideo. Uruguay hat gewählt und nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse sahen sich am Sonntagabend (Ortszeit) beide Lager als Sieger. Das Linksbündnis, die Frente Amplio (FA) um Präsidentschaftskandidat José "Pepe" Mujica, hat mit knapp 48 Prozent der Stimmen zwar die angestrebte absolute Mehrheit verpasst. Dennoch konnte die Linke mehr Stimmen auf sich vereinen, als die traditionellen Parteien zusammen.

Eine dieser beiden Gruppierungen, die Blancos, hat ihr erstes Ziel, eine Stichwahl, trotz des Verlustes an Stimmen erreicht. Die rechtsgerichtete Partei liegt mit 28 Prozent der Stimmen deutlich hinter der FA. Inoffizieller Wahlsieger sind die Colorados um ihren Kandidaten Pedro Bordaberry. Mit 18 Prozent ist die Traditionspartei zwar weit von der angestrebten Staatsführung entfernt. Doch Bordaberry konnte das Ergebnis seiner Partei fast verdoppeln.

In einem Monat kommt es nun zur Stichwahl zwischen José "Pepe" Mujica (FA) und Luis Alberto Lacalle (Blancos). Der aktuelle Abstand zwischen den beiden Kandidaten bietet dabei eine trügerische Sicherheit, denn die Colorados haben Lacalle und der ihnen ideologisch nahe stehenden Partei der Blancos bereits ihre Unterstützung zugesagt.

Die ersten Stellungnahmen in der Wahlnacht kannten daher nur ein Thema: die Stichwahl. Mujica sprach von einem "Kampf", den es aufzunehmen gelte. "Die Frente wird nicht gewinnen", sagte er vor tausenden Anhängern, "sondern jeder von Euch wird gewinnen". Lacalle zeigte sich verhaltener und hob mit Blick auf die "segunda vuelta" die gemeinsamen Werte von Blancos und Colorados hervor.

Neben dem Präsidenten wurden auch Abgeordnete und Senatoren gewählt. Bis drei Uhr morgens stand noch nicht fest, ob die es für eine linke Mehrheit in beiden Kammern reicht oder ob es zu einem parlamentarischen Patt kommt. Im zweiten Fall gewinne zumindest im Abgeordnetenhaus die kleine Partido Independiente ungewohnte Bedeutung, da sie mit zwei errungen Sitzen (rund 2,5 Prozent) das Zünglein an der Waage wäre.

Deutlicher fielen die Plebiszite aus: Beide wurden abgelehnt. Nur 38 Prozent votierten für die Möglichkeit, dass im Ausland lebende Uruguayer an kommenden Wahlen teilnehmen dürfen. Knapp scheiterte das zweite Referendum mit 48 Prozent. Es hätte die Strafverfolgung der Verbrechen während der Diktatur möglich gemacht.

In Uruguay besteht Wahlpflicht, Nichtwähler wird mit einer Geldstrafe beahndet. 90 Prozent der Wahlberechtigten traten den Gang zur Urne an. Von ihnen zeigten sich rund drei Prozent unzufrieden mit allen politischen Optionen und annullierten ihre Stimme. Sowohl die Wahlen als auch die Referenden wurden von kleineren Irregularitäten überschattet. So wurden mitunter falsche Listen im Wahllokal gefunden. Das Wahlgericht wird in den kommenden Tagen über eventuelle Konsequenzen entscheiden.


Foto: frenteamplio.org.uy

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21.10.2009 Artikel von Steffen Lehnert