USA

Obamas Friedensnobelpreis: "Ein Attentat auf die Vernunft"

Träger des Alternativen Friedensnobelpreises verlangt Aberkennung des Preises

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Obamas Friedensnobelpreis: "Ein Attentat auf die Vernunft"
Der Menschenrechtler Martín Almada erinnert an die Leichen im Keller des US-Präsidenten Barack Obama

Asunción. Der Träger des Alternativen Friedensnobelpreises von 2002, der Paraguayer Menschenrechtler Martín Almada, verlangt von der norwegischen Jury, dass sie dem US-Präsident Barack Obama den diesjährigen Friedensnobelpreis aberkennt. Die Verleihung ist ein "Attentat auf die Vernunft", schreibt der Aktivist in seinem offenen Brief vom 9. Oktober 2009.

Almada begründet seine harsche Ablehnung der Preisverleihung an Obama mit der aktuellen US-Politik und mit den Bedingungen, die das Nobelpreis-Komitee selber fest gelegt hat. Dort heisst es, dass die Ehrung nur jemandem zukommen kann, "der mehr oder weniger für die Brüderlichkeit unter den Nationen, für die Abschaffung oder Reduzierung der bestehenden Waffenarsenale und für die Verbreitung des Friedensprozesses gearbeitet hat".

Diese Grundbedingung hat der US-Präsident nach Ansicht von Almada nicht erfüllt. Dessen Liste an Verstößen, die die US-Politik begangen hat, ist lang, seitdem Obama Anfang des Jahres die Präsidentschaft übernommen hat. Der Menschenrechtler zählt auf: der Putsch gegen den legitimen Präsidenten von Honduras, Manuel "Mel" Zelaya, wäre nicht ohne Zustimmung aus Washington geschehen. Im selben Zeitraum fällt der Bau von sieben US-Militärbasen in Kolumbien, die laut Almada, "den Konflikt in der Region zuspitzen". Hinzu kommt die neuaufgestellte IV. US-Flotte, deren Aufgabe es ist, die Vorherrschaft der USA in Lateinamerika militärisch abzusichern. Der Paraguayer erwähnt auch die fortwährende Folter in den geheimen US-Gefängnissen, die im Irak, in Afghanistan und in Guantánamo auf Kuba weiter bestehen.

Und Almada erinnert auch an die Verbrechen gegen die Menschenrechte in Lateinamerika, an denen die USA im allgemeinen und der vorherige Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger im Rahmen der Operation Cóndor beteiligt waren. Dieses geheime Unternehmen ging auf einen Vorschlag Kissingers zurück, um den Sozialismus in der Region auszulöschen. Almada, der in den 1970er Jahren in seiner Heimat Paraguay gewerkschaftlich tätig war, gehörte zu den Entführungs- und Folteropfer der Operation Cóndor. "Ich wurde gefoltert, aber ich habe dafür keinen Kurs belegt, während alle meine Folterer - Militär aus Argentinien, Brasilien, Chile, Bolivien, Paraguay und Uruguay - [...] Trainingskurse im Foltern an der School of the Americas (SOA) in der Kanalzone von Panama belegt hatten", stellt Almada sarkastisch fest. Die Einrichtung war auf die Ausbildung von lateinamerikanischen Militärs in der Aufstands- und Guerrillabekämpfung spezialisiert. Sie wurde 1984 nach Georgia in die Militärbasis Fort Benning verlegt. Die meisten Putschisten und Folterer aus der Region haben mindestens einen Kurs auf der als "School of the Assassins" verschrieenen Institution absolviert. Almada führt in seinem Brief weiter aus, dass er Obama im März 2009 angeschrieben hat, damit er die Einrichtung schließt und den eingesparten Etat in eine Universität für Menschenrechte und Ökologie in Amerika einbringt. Das Weiße Haus schweigt zu dem Vorschlag. Das entmutigt Almada nicht.

Nach fünfzehn Jahren im Exil kehrte er 1989 nach Paraguay zurück. Dort machte sich Almada auf die Suche nach den Unterlagen der Geheimpolizei. 1992 entdeckte er die "Archivos del Terror" (Archive des Schreckens) in der Stadt Lamabaré. Dank dieses Fundes ist es möglich, das Ausmass der Operación Cóndor zu rekonstruieren und Täter zu benennen. Laut Almada wurden 100000 Menschen in Lateinamerika Opfer dieser US-gesteuerten Aufstandsbekämpfungsaktion.