Venezuela

Arbeiter besetzen deutsche Kaffeefabrik in Venezuela

Besetzer fordern die Überführung in Selbstverwaltung und rufen zu internationaler Solidarität auf

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Arbeiter besetzen deutsche Kaffeefabrik in Venezuela
Besetzung der Cafea-Anlage in Venezuela

Caracas. Am Montag besetzten Mitarbeiter des deutschen Unternehmens CAFEA eine Verarbeitungsanlage für Kaffee in Rubio, Venezuela. Der Ort liegt im östlichen Bundesstaat Táchira. Das Mutterunternehmen hatte die Anlage seit fünf Monaten stillstehen lassen, nachdem das Landwirtschaftsministerium sich geweigert hatte, eine Importerlaubnis für Kaffee auszustellen. Das Unternehmen wollte nach eigenen Angaben aus Nicaragua Bohnen einkaufen, weil in Venezuela nicht ausreichend Kaffee produziert wird. Wie ein Vertreter von CAFEA gegenüber amerika21.de betonte, habe man Löhne und Sozialabgaben für alle Angestellten weiter gezahlt.

Einem Bericht des Fernsehsenders ViveTve zufolge kam es am Montag in Rubio zu einer größeren Demonstration, in deren Anschluss die Mitarbeiter die Anlage besetzten. Die Besetzer werden von dem linken Gewerkschaftsdachverband UNT und der lokalen Bevölkerung unterstützt. An der Demonstration nahmen Vertreter der dortigen Kommunalräte, Studierende und Aktivisten alternativer Medien teil. Die Besetzer fordern, dass die Anlage verstaatlicht und in ein Unternehmen sozialer Produktion (EPS) umgewandelt wird. Dies würde den Beschäftigten eine weitgehende Selbstverwaltung erlauben. Ihr Ziel ist es, die gesamte Verarbeitungskette und den Verkauf von Kaffee-Produkten in Venezuela zu gewährleisten und nur eventuelle Überschüsse für den Export freizustellen.

Die Werksanlage war bis in die 1990er Jahre staatlich. Präsident Rafael Caldera genehmigte in seiner zweiten Amtszeit (1994-1998) den Verkauf an das deutsche Unternehmen CAFEA. Seitdem ist die Produktion auf den Export von Rohkaffee nach Europa und Asien ausgerichtet. Die CAFEA-Gruppe mit Stammsitz in Hamburg beschäftigt ca. 1500 Mitarbeiter weltweit und ist außer in Deutschland und Venezuela auch in Großbritannien und Belgien vertreten. Kern des Unternehmens, das sich auf die Herstellung von löslichem Kaffee spezialisiert hat, ist die 1955 in Hamburg gegründete Deutsche Extrakt Kaffee GmbH (DEK).


Bild: Vive.Tve