Deutschland

"Unbedachte Fehlentscheidung"

Berliner Homilius-Verlag wirbt in rechtem Blatt "Junge Freiheit". Distanzierung nach Protesten

Berlin. Für Debatten in Autorenkreisen hat der Berliner Verlag Kai Homilius gesorgt. Nachdem das Unternehmen Mitte des Monats eine Werbeanzeige in der rechtskonservativen Wochenzeitung "Junge Freiheit" veröffentlichte, musste sich Verlagschef und Namensgeber Kai Homilius harsche Kritik gefallen lassen.

Der Kai-Homilius-Verlag hatte sich seit seiner Gründung 1994 mit humanistischer und linker Literatur einen Namen gemacht. Er beschreibt sich als "kleiner Berliner Verlag, der sich kritisch mit historischen und Themen der Zeit befasst". Nach der Behandlung regionaler Themen verlegt er seit 2002 auch zeitgeschichtliche, historische und politische Literatur. Zu dem in Venezuela und Lateinamerika diskutierten "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" hat er mehrere Bücher verlegt, unter anderem von dem in Mexiko lehrenden Soziologen Heinz Dieterich.

Mit einer Protesterklärung reagierte einige Autoren Anfang dieser Woche auf die Geschäftskontakte mit der rechten Redaktion. Man habe die Werbung im rechten Blatt "zutiefst bestürzt" zur Kenntnis genommen, heißt es in dem Schreiben, das per E-Mail verbreitet wurde und von den Autoren Ingo Niebel, Michael Opperskalski und Klaus Eichner unterzeichnet wurde. Die "Junge Freiheit" zähle zur so genannten Neuen Rechten und stelle "eine Nahtstelle zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus beziehungsweise Neofaschismus dar".

Kritisiert wird auch die Publikation von Büchern des Autoren Jan von Flocken, der als Autor und Interviewpartner mit der "Jungen Freiheit" zusammenarbeitet. Der Historiker widmet sich nach Angeben der Online-Enzyklopädie Wikipedia der "journalistischen Aufarbeitung des DDR-Unrechts und den Folgen für die Opfer des SED-Systems". In militärhistorischen Büchern befasst er sich zugleich mit der deutschen Wehrmacht.

In einer öffentlichen Reaktion hat sich Verlagschef Kai Homilius nun von den Kontakten zur "Jungen Freiheit" distanziert. "Meine Überzeugung verpflichtet mich, mich für diese unbedachte Fehlentscheidung bei den Autoren, Freunden und Lesern des Verlages zu entschuldigen". Die Anzeigenschaltung sei "ohne Nähere Prüfung" erfolgt. Den Autoren und Freunden des Verlags "versichern wir, dass wir uns der Maxime 'Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!' verpflichtet fühlen."


Die Seite des Verlags mit der vollständigen Erklärung finden Sie hier (28.11.2007).