London. Die Stadtverwaltung der britischen Hauptstadt gab am Dienstag Einzelheiten eines Abkommens bekannt, das bereits im Februar zwischen dem linken Bürgermeister Ken Livingstone und der staatlichen Ölfirma Petróleos de Venezuela (PdVSA) geschlossen worden war.
Demnach kann die Stadt London damit rechnen, beim Treibstoff-Erwerb 16 Millionen Pfund (23 Millionen Euro) im Jahr einzusparen. Dies ist etwa ein Sechstel der Mittel, die jährlich für den Treibstoff der 8000 Londoner Busse benötigt werden. Die Einsparungen sollen gezielt für eine Absenkung der Ticketpreise für Bedürftige genutzt werden. Gedacht wird dabei an Beschäftigte mit geringem Einkommen: unter anderem Alleinerziehende, Schwerkranke und Behinderte.
Im Austausch für den billigen Sprit bekommt Venezuela Unterstützung bei der Planung des öffentlichen Nahverkehrs, bei der Stadtplanung, im Tourismus und Umweltschutz. Dafür wird die Stadtverwaltung London in Caracas ein Büro eröffnen, so britische Medien.
Wie Spiegel-Online berichtet, sei die Abmachung höchst umstritten. Größere Kritik aus der Bevölkerung ist in London allerdings nicht zu vernehmen. Die bis zu einer Million Einwohner der Stadt, die von dem Abkommen profitieren werden, werden sich auch eher darüber freuen, als sich dagegen zu wenden.
Ablehnung kommt von den Konservativen: Es sei nicht verständlich, warum eine reiche Stadt wie London Geld von einem Land akzeptiere, in dem viele Menschen in Armut lebten, so die Fraktionsvorsitzende der Tories im Londoner Stadtparlament, Angie Bray. Sie machte zudem den Vorschlag, Livingstone solle eher an den Fiskus appellieren, wenn er finanzielle Unterstützung bräuchte. Der Fiskus scheint erstaunlicherweise jedoch auf absehbare Zeit nicht gewillt, das Sozialticket zu finanzieren.
Die Konservative kritisierte des Weiteren, es sei moralisch unvertretbar billigen Treibstoff von einem "Diktator" anzunehmen. Zu einem "Diktator" wird der mehrfach demokratisch gewählte Präsident Chávez schon einmal, wenn in Europa ein Argument gegen ihn gesucht wird. Dass die letzten Wahlen in Venezuela auch von Beobachtern der Europäischen Union als frei und fair betitelt wurden, wird in solchen Momenten gerne ausgeklammert.
Bürgermeister Ken Livingstone entgegnete auf die Kritik der Torie-Politikerin schlagfertig: "Offen gesagt, würde ich eher mit ihm (Chávez) ins Bett gehen als, wie die britische Regierung, mit (US-Präsident) George W. Bush."