Südamerika / Politik

Mercosur diskutiert Beitritt Boliviens und Ecuadors

Gipfeltreffen des Wirtschaftsbündnisses in Brasilien. Venezuela erstmals als Vollmitglied dabei. Chávez sagt Teilnahme entgegen Ankündigung ab

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Treffen der Außen- und Wirtschaftsminister der Mercosur-Länder am Donnerstagabend in Brasília
Treffen der Außen- und Wirtschaftsminister der Mercosur-Länder am Donnerstagabend in Brasília

Brasília. Die Mitgliedstaaten des Gemeinsamen Marktes des Südens (Mercosur) diskutieren bei einem Gipfeltreffen in der brasilianischen Hauptstadt Brasília die Erweiterung des südamerikanischen Wirtschaftsbündnisses. Nachdem Venezuela im August formell als Vollmitglied aufgenommen wurde, hatten auch Bolivien und Ecuador ihr Interesse an einem Beitritt bekundet.

Bereits gestern Abend kamen die Außen- und Wirtschaftsminister zu ersten Gesprächen zusammen. Dabei diskutierten sie Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft und Ausweitung des regionalen Handels. Ebenso bereiten sie die Beitrittsgespräche Boliviens vor, das derzeit einen Beobachterstatus innehat. Weitere Themen sind die Reisefreiheit zwischen den Mitgliedstaaten, Austauschprogramme im Bildungsbereich und die gegenseitige Anerkennung von Bildungstiteln, berichtete die venezolanische Nachrichtenagentur AVN. Morgen treffen sich dann die Staats- und Regierungschefs beim eigentlichen Gipfel.

Für besondere Aufmerksamkeit in der Berichterstattung sorgt die Teilnahme Venezuelas. Das Land hatte schon vor mehreren Jahren die Mitgliedschaft im Mercosur beantragt und auch die Zustimmung der Staatsoberhäupter der Mitgliedsländer erhalten. Jedoch hatte die rechte Parlamentsmehrheit im paraguayischen Parlament eine Ratifizierung verweigert. Im Zuge des parlamentarischen Staatsstreiches gegen den Präsidenten Paraguays im Juni und der Suspendierung des Landes in dessen Folge nutzten die verbleibenden Länder den Moment, um den Beitritt zu formalisieren.

Nun nimmt Venezuela zum ersten Mal als Vollmitglied teil und befindet sich im Prozess der Anpassung an die Normen des Bündnisses. Am 1. Januar soll dieser abgeschlossen sein. Venezuela ist damit das erste Land, das der Regionalorganisation seit seiner Gründung durch Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay im Jahr 1991 beitritt. Die Zukunft des Status Paraguay könnte ebenfalls Thema der Gespräche sein, sagte Antonio José Ferreira Simoes, der brasilianische Koordinator des Treffens.

Für erneute Spekulationen sorgte die Mitteilung des brasilianischen Außenministeriums, dass der venezolanische Präsident Hugo Chávez nun doch nicht an dem Treffen teilnehmen wird. Noch vor wenigen Tagen hatte die venezolanische Seite die Teilnahme von Chávez bestätigt. Das venezolanische Staatsoberhaupt befindet sich seit Donnerstag vorletzter Woche zu einer erneuten Krebsbehandlung in Kuba und ist seit dem 15. November nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten.

Vor seiner Wiederwahl am 7. Oktober hatte sich Chávez von seiner Krebserkrankung geheilt erklärt. Nun befindet er sich auf der Karibikinsel, um sich einer routinemäßigen Nachfolgebehandlung zu unterziehen, so die offizielle Version. Er soll dort eine hyperbare Oxygenierung erhalten, bei der der Patient in einer Druckkammer hochkonzentrierten Sauerstoff einatmet. Die venezolanische Opposition kritisiert die äußerst spärliche Informationspolitik der Regierung.