Internationale Rundreise beendet

Venezuelas Präsident Hugo Chávez besuchte sieben Länder. 69 bilaterale Abkommen unterzeichnet

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Chávez bei seiner Rückkehr nach Venezuela
Chávez bei seiner Rückkehr nach Venezuela

Caracas. Sieben Länder in elf Tagen bereiste Venezuelas Präsident Hugo Chávez mit seiner Mission zur Schaffung einer neuen multipolaren Weltordnung. Im Vordergrund der bilateralen Abkommen steht für Venezuela die Diversifizierung der Wirtschaft, erklärte Chávez bei seiner Rückkehr am Flughafen in Maiquetia. Als Resultat seiner Staatsreise durch Syrien, Russland, Portugal, Libyen, den Iran, die Ukraine und Weißrussland stehen in erster Linie eine Vielzahl von Wirtschaftsabkommen. 69 bilaterale Abschlüsse in Bereichen Energieversorgung, Förderung fossiler Brennstoffe, sozialer Wohnungsbau, Bildung, Transport und landwirtschaftliche Entwicklung wurden unterzeichnet.

Auf seiner letzten Station in Portugal ließ sich Chávez vor allen von den technologischen Fortschritten des südeuropäischen Landes im Bereich der Wind- und Sonnenenergie beeindrucken. Der Bau von Windparks durch portugiesische Unternehmen in Venezuela soll nun ausgeweitet werden. Dem bereits bei vorherigen Abkommen geplanten Windpark auf der Halbinsel Paraguana sollen drei Weitere folgen. Chávez erklärte die Nutzung der Windenergie zu einem Eckpfeiler für die "Überwindung des Modells der Erdölmonoproduktion" in seinem Land.

Zudem einigte sich Chávez mit seinem Amtskollegen José Socrates auf den Kauf von 1,5 Millionen Laptops für das venezolanische Schulprogramm "Canaima". In diesem Bildungsprogramm, dass Schüler und Schülerinnen in Venezuela an die Nutzung Freier Software heranführen soll, werden bereits jetzt 875.000 Low-Cost Laptops aus Portugal genutzt. Mit dem neuen Abkommen soll in Zukunft auch die Montage nach Venezuela verlegt werden.

Außerdem wird sich Portugal im Bereich des sozialen Wohnungsbaus in Venezuela engagieren. 12.500 Fertighäuser umfasst das Abkommen. Bereits mit Weißrussland war ein Gemeinschaftsprojekt zum  Bau von 4000 Wohnungen im Bundeststaat Aragua verabredet worden. Der Iran hat den Bau von 10.000 Wohnungen in Venezuela zugesagt. Die venezolanische Regierung schätzt, dass aufgrund des starken Bevölkerungszuwachses der letzten beiden Dekaden in den nächsten Jahren in Venezuela bis zu 2 Millionen Wohnungen fehlen werden.

Mit dem Opec-Partner Iran unterzeichnete Chávez Abschlüsse über Erdöl- und Gasförderung sowie -verarbeitung. Gleichzeitig wies er aber darauf hin, in allen Stationen seiner Reise Abkommen über den Export von Kakao und Kaffee erzielt zu haben. Mit Libyen habe man einen Entwicklungsfond mit einem Umfang von 1 Mrd. US$ aufgelegt mit dem zukünftig Süd-Süd Kooperationen im Bereich der Landwirtschaft in Afrika, den arabischen Ländern und Südamerika finanziert werden sollen.

In seiner sonntäglichen Zeitungskolumne bemerkte Chávez, dass jedes Abkommen dem Zwecke diene, "dass Leben aller Venezolaner ehrenwerter zu machen". Gleichzeitig rechtfertigte er gegenüber seinen Kritikern die Wahl seiner außenpolitischen Partner als "die Geburt eines neuen Modells, indem man voneinander lernt, aneinander zuhört und sich in der internationalen Arena unterstützt."

Kritik erntete der Reisevorlauf und der Händedruck mit Staatschefs wie Lukaschenko und Gaddafi aber nicht nur aus den Reihen der venezolanischen Opposition. Im Interview mit Al-Jazeera wirft der Venezuelaexperte und Buchautor Nikolas Kozloff der venezolanischen Regierung eine "widersprüchliche Außenpolitik" vor. Auch wenn das Verhältnis zum OPEC-Partner Iran zur Aufrechterhaltung hoher Ölpreise strategisch wichtig sei, müsste sich Chávez fragen lassen, was bspw. die politische Repression unter Lukaschenko mit den fortschrittlichen Regierungen in Lateinamerika und deren Kampf gegen die US-Hegemonie gemein hätte. "Die Anhänger Chávez, die dies nicht kritisieren, bereiten letztlich der Opposition den Raum für Angriffe", appellierte Kozloff an die nationalen und internationalen Unterstützer den venezolanischen Regierung.