Milliardenverluste für ThyssenKrupp und anhaltende Proteste in Rio

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Protest gegen Thyssen-Krupp / Vale in Rio
"Raus!!! Thyssen-Krupp und Vale und alle Firmen, die das Leben angreifen!" - Protestplakat in Rio de Janeiro

Berlin. Deutschlands größter Stahlkonzern muß wegen seines umstrittenen Stahlwerks TKCSA in Rio de Janeiro erneut einen Milliardenbetrag abschreiben. Der DAX-Konzern teilte am Dienstag Abend mit, eine Wertberichtigung in Höhe von 3,6 Milliarden Euro bei Steel Americas vornehmen zu müssen. In der Sparte Steel Americas hat ThyssenKrupp die beiden Werke in Rio de Janeiro, Brasilien, und in Alabama, USA, zusammengefasst. Wie im Vorjahr, als ThyssenKrupp bereits einen Betrag von nahezu zwei Milliarden auf die Werke in Übersee abschreiben musste, entfiel auch diesmal wieder der Großteil davon auf das Stahlwerk in Rio. ThyssenKrupp sucht seit Monaten händeringend nach potentiellen Käufern für das defizitäre Werk.

Der Dachverband der Kritischen Aktionäre forderte den Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden, Gerhard Cromme. "Cromme kann sich nicht länger herausreden", erklärte Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands, der seit Jahren auf den Jahreshauptversammlungen der Aktionäre das Vorgehen ThyssenKrupps kritisiert. Die Anhäufung von Missmanagement, Korruption und Kartellverstößen könne Cromme nicht entgangen sein, so Dufner. "Wenn er davon wusste, muss er gehen. Und wenn er tatsächlich nichts davon mitgekriegt haben sollte, wäre er als Chefaufseher ungeeignet.“

Indessen gehen die Proteste in Rio de Janeiro gegen das Stahlwerk unvermindert weiter. Die Anwohner wehren sich gegen die vom Stahlwerk ausgehenden Staubbelastungen, die laut dem staatlichen Gesundheitforschungsinstitut Fiocruz Schwermetalle enthalten. Wegen der anhaltenen Umweltbelastungen hat das ThyssenKrupp-Stahlwerk bis heute noch keine endgültige Betriebsgenehmigung von den Behörden erhalten. Umweltgruppen und Anwohner sind nicht länger bereit, die Umweltbelastungen hinzunehmen und fordern die Schließung des Werks. Sie setzen sich für den Umbau der Anlage in ein universitäres Ökotechnologiezentrum ein. Um ihre Entschlossenheit potentiellen Käufern gegenüber deutlich zumachen, hatten die Gruppen den Kaufinteressenten bereits Ende September Dossiers zu den Umweltbelastungen des Stahlwerks zukommen lassen.